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Börsen-Zeitung: Blaues Auge für die Citigroup, Kommentar von Bernd Weber zur von der britischen Finanzaufsicht verhängten Strafe für Citigroup

Frankfurt (ots)

Die Citigroup darf sich freuen. Nach gut
zehnmonatiger Untersuchung der umstrittenen Anleihegeschäfte aus dem
August 2004 durch die britische Finanzmarktaufsicht FSA kommt diese
zu dem Schluss, dass die Händler der Bank, die die Transaktionen
anzettelten und umsetzten, keine Marktmanipulation begangen haben.
Dennoch ist dies kein Freispruch, auch wenn die FSA davor
zurückschreckt, das Verhalten rücksichtslos zu nennen. Denn die Bank
wird bestraft mit 4 Mill. Pfund sowie der Rückzahlung des Gewinns aus
dem Deal in Höhe von umgerechnet 9,96 Mill. Pfund. Das ist immerhin
die zweitgrößte Summe, die die FSA je einforderte. Die Citigroup hat
nach Ansicht der FSA wesentliche Prinzipien des Agierens an den
Kapitalmärkten verletzt. Die Bank verfügte über zu lasche
Risikokontrollen, lautete ein Grund für den Entscheid. Denn
insbesondere große Häuser wie die Citigroup müssen sich an den
Standards, die der Regulierer vorgibt, messen lassen. Diese Messlatte
hat die Citigroup nach Ansicht der FSA eindeutig gerissen.
Wer unter Ausnutzung der Marktmacht und in Kenntnis des
Marktmodells den ihm gegebenen Spielraum auf extreme Weise ausnutzt
und wer als mögliche Konsequenz des angedachten Deals herausstellt,
dass sich die Kosten der Wettbewerber für die
Liquiditätsbereitsstellung auf der ins Visier genommenen
Handelsplattform erhöhen, dass die Attraktivität des Bund-Future als
Hedge-Instrument sinkt, dass die Geld-Brief-Spannen im Kassamarkt
sich ausweiten oder einige kleinere Primärhändler aus dem Cashmarkt
gedrängt werden, handelt im Sinne der Gewinnmaximierung vielleicht
konsequent, nicht aber im Sinne funktionierender Märkte.
Positiv ist, dass die Citigroup inzwischen die bis dato zu laschen
Kontrollinstanzen über Software-Überwachungssysteme, Weisungsketten
oder die räumliche Nähe der Compliance-Beauftragten mittels
Anwesenheit im Handelssaal gestärkt hat. Und die Gewinn- und
Verlustrechnung der Bank wird durch die Strafe nur im mikroskopischen
Bereich belastet werden. Aber die Bank sollte sich selbst an die von
ihrem Chef Chuck Prince vorgegebene neue Ethik als Standardsetter bei
der Governance halten, will sie endlich nach den Problemen, die sie
mit den Aufsehern vieler Länder hatte, wieder in Ruhe arbeiten und
Geld verdienen.
(Börsen-Zeitung, 29.6.2005)

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