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Börsen-Zeitung: Billig kommt teuer, Kommentar zu Bilfinger Berger von Peter Olsen

Frankfurt (ots)

Es ist natürlich immer schön, wenn man für einen
offenkundigen Missstand einen Schuldigen benennen kann. Aber das 
Leben ist nur selten schwarz oder weiß, sondern überwiegend grau. Das
alles nutzt dem Traditionsunternehmen Bilfinger Berger, das sich mit 
hohem Tempo in einen immobiliennahen Dienstleister wandelt, in der 
aktuell aufgeregt geführten Diskussion um Pfusch am Bau und 
möglicherweise mangelhafte Standfestigkeit von "Schlitzwandlamellen" 
wenig.
Der Imageschaden, den der Mannheimer Spezialist für möglichst 
anspruchsvolle Bauprojekte - da gilt der Wettbewerb als noch 
überschaubar - derzeit erleidet, ist immens. Inwieweit das Geschäft, 
auch das profitable Dienstleistungsgeschäft, darunter nachhaltig 
leidet, steht dahin. Einen veritablen Schaden erlitten jedenfalls 
schon die Anleger, denn mit jeder Hiobsbotschaft von Baustellen, an 
denen Bilfinger Berger federführend oder als Subunternehmer tätig ist
oder war, sackte der Kurs des MDax-Wertes weiter in den Keller - 
gestern allein in der Spitze um 10%.
Pfusch am Bau ist aber geradezu ein eingebauter Systemfehler. Nach
vielfältigen Reformversuchen des öffentlichen Vergaberechts am Bau 
bleibt die seit langem bekannte Erkenntnis: Billig kommt teuer. Zwar 
soll heute nicht mehr automatisch der billigste Bieter den Zuschlag 
erhalten, sondern der, der das wirtschaftlichste Angebot 
unterbreitet. Aber, machen wir uns nichts vor, mit Blick auf die 
leeren Säckel von Bund, Ländern und Gemeinden ist in der Regel das 
wirtschaftlichste auch das billigste Angebot.
Die Folge: Verstärkt werden Teilaufträge an billigere 
Subunternehmer weitergegeben, der Auftragnehmer selbst beschränkt 
sich auf Planung, Kontrolle und Steuerung. Wer da patzt, der hat wie 
Bilfinger Berger natürlich ein Problem. Konzernchef Herbert Bodner 
selbst nimmt die Vergabepraxis von öffentlichen Aufträgen seit Jahren
aufs Korn, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Dass ausführende 
Baufirmen mitunter am eingesetzten Material "sparen", um im zu engen 
Kostenrahmen zu bleiben, ist nicht neu - und bleibt Betrug. Von 
kriminellen Machenschaften eigener Mitarbeiter einmal ganz abgesehen.
Bodner hat gerade angekündigt, das Baugeschäft des Konzerns 
möglichst schnell um zwei Drittel herunterzufahren. Warum ein Chef 
eines börsennotierten Bauunternehmens darin eine hohe Priorität 
sieht? Ein Blick in die Kölner U-Bahn-Baugrube erklärt einiges.

Pressekontakt:

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