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Börsen-Zeitung: Euro-IWF überfällig, Kommentar von Christof Roche zu den angeblichen europäischen Plänen eines milliardenschweren Hilfspakets für Griechenland

Frankfurt (ots)

Die Dementi in Berlin, Brüssel und anderswo sind
deutlich. Es gibt keine europäischen Pläne, ein milliardenschweres 
Hilfspaket für das klamme Griechenland zu schnüren - und schon gar 
keine konkreten Entscheidungen. Das ist auch richtig so, schließlich 
muss die Regierung in Athen die desolate Haushaltslage über 
schmerzliche Reformen und Steuererhöhungen selbst in den Griff 
bekommen. Durch eine europäische Unterstützung den Druck aus dem 
griechischen Kessel zu nehmen wäre auch völlig kontraproduktiv. Das 
aber ändert nichts an der Tatsache, dass die Währungsunion 
Griechenland ein Sicherheitsnetz unterspannen muss, sollten die 
Investoren bei der nächsten Auktion hellenischer Staatspapiere in den
Käuferstreik treten. Die Euro-Staaten, so die Erklärung des jüngsten 
Brüsseler Sondergipfels, stehen bereit, um "entschlossen und 
koordiniert" einem griechischen Kollaps vorzubeugen. Auch das ist 
vernünftig, denn ein Flächenbrand käme die gesamte Eurozone deutlich 
teurer zu stehen.
Dennoch weist auch das Sicherheitsnetz, zu dem sich die 
Regierungen inhaltlich ausschweigen, Risiken auf. Verfügen alle 
Staaten über einen einheitlichen Instrumentenkasten, um sich ad hoc 
geschlossen gegen den griechischen Staatsbankrott stemmen zu können? 
Wer übernimmt innerhalb der Eurozone die Steuerung einer abgestimmten
Rettungsaktion? Und wie steht es um die Implementierung strikter 
Auflagen, die an die Hilfe der Euro-Partner gekoppelt sein soll?
Dies alles sind Fragen, an denen die Finanzminister - und 
Notenbanker - zweifelsohne im Hintergrund arbeiten. Sie zeigen aber 
auch die Naivität, mit der Europas Vorzeigeprojekt "Euro" gestartet 
ist. Denn vom Start weg stand fest: Ein Eingriff des Internationalen 
Währungsfonds (IWF), der ansonsten Rettungsanker für Krisenstaaten 
ist, verbietet sich wegen des Selbstverständnisses der Währungsunion 
und der globalen Rolle des Euro. Daher muss die Währungszone nun 
schnellstens Ersatz schaffen. Die Einrichtung eines "Euro-IWF", der 
wankende Staaten auffängt und dies mit strikten "Washingtoner" 
Konditionen versehen würde, ist überfällig. Das sowie eine intensive 
Überwachung einzelstaatlicher Reformen zur Stärkung der 
Wettbewerbsfähigkeit sind die Voraussetzungen, um die Währungsunion 
zukunftsfest zu machen - und um Spekulanten von vornherein 
abzuschrecken.
(Börsen-Zeitung, 23.2.2010)

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