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Börsen-Zeitung: Zurück am Steuer, Kommentar von Sebastian Schmid zum Wechsel an der SAP-Spitze

Frankfurt (ots)

"Long time no see" - lange nicht gesehen,
eröffnet Aufsichtsratschef Hasso Plattner die Telefonkonferenz zur 
Wachablösung bei SAP. Er gratuliert Léo Apotheker zu seinen 
Verdiensten um den Walldorfer Softwarekonzern. Kein Nachtreten, 
lautet die Devise. Zum Inhalt des letzten Gesprächs mit Apotheker 
verliert er kein Wort.
So überrascht Marktbeobachter auf den Wechsel an der SAP-Spitze 
auch reagierten: Völlig unerwartet kommt er nicht - allenfalls der 
Zeitpunkt. Als Apotheker im April 2008 Co-Vorstandssprecher neben 
Henning Kagermann wurde, ist sein Vertrag nur bis 2010 verlängert 
worden. Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott, die 2008 in den 
Vorstand aufrückten, erhielten seinerzeit Verträge bis 2012. Als 
Apotheker im Mai 2009 allein an die Spitze rückte, wurde sein Vertrag
nicht verlängert - das Gegenteil eines Vertrauenssignals.
Plattner lobt nun zwar vordergründig die Arbeit des geschassten 
Managers, doch die Seitenhiebe könnten kaum schmerzhafter sein. Er 
werde alles tun, "damit SAP wieder ein glückliches Unternehmen wird",
sagt Plattner und stellt Apotheker damit ein Armutszeugnis in Sachen 
Mitarbeiterführung aus. Auch das Vertrauen der Kunden soll 
"zurückgewonnen werden". Für Vertriebsmann Apotheker die nächste 
Ohrfeige. Der 56-Jährige hatte SAP in einer Zeit konjunktureller 
Unsicherheit übernommen. Dabei setzte er auch unbeliebte Maßnahmen 
durch - darunter die Anhebung der Wartungsgebühren und den ersten 
Stellenabbau der SAP-Historie. Die Marge hat Apotheker damit gestärkt
- doch für Kunden und Mitarbeiter wurde er so letztlich zum roten 
Tuch.
Dem Vertriebsexperten McDermott in einer Doppelspitze nun den 
Technologieexperten Snabe zur Seite zu stellen ist mit Blick auf die 
von Plattner vorgegebene Innovationsoffensive wohl eine gute 
Entscheidung. Bezüglich des Umgangs mit Apotheker muss sich der 
Aufsichtsrat aber Fragen gefallen lassen: Wieso wurde ein Mann an die
Spitze geholt, dem man offenbar nur für ein Jahr Vertrauen schenken 
wollte? Noch dazu in einer Wirtschaftskrise. Die neue Doppelspitze 
stimmt Kunden und Mitarbeiter vielleicht positiver. Bei den Anlegern 
muss nach dem abrupten Führungswechsel aber erst wieder um Vertrauen 
geworben werden. Dass Plattner wie bei Apotheker stets ins Steuer 
greifen könnte, wird den Vertrauensaufbau nicht erleichtern.
(Börsen-Zeitung, 9.2.2010)

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