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Börsen-Zeitung: Auf der Suche nach Impulsen, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Überraschend aufregend ist die Handelswoche am
asiatischen Devisenmarkt zu Ende gegangen. Dort wurde von einigen 
Akteuren allen Ernstes das Gerücht herumgereicht, dass 
Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Rücktritt vorbereitet. Der Euro 
fiel daraufhin recht deutlich um mehr als 1 Cent unter 1,44 Dollar. 
Was hierzulande im Devisenhandel lediglich ungläubige Blicke und 
Schulterzucken hervorrief, veranlasste einen Sprecher der 
Bundesregierung am Freitag schon in aller Frühe dazu, diese 
Spekulationen als "absolut frei erfunden" bloßzustellen. Der Euro 
pendelte derweil weiterhin um 1,44 Dollar, weil sich Investoren in 
Europa um die Finanzlage Griechenlands sorgten.
An Europas Aktienmärkten blieben in der abgelaufenen Handelswoche 
Hiobsbotschaften - seien sie nun wahr oder doch nur frei erfunden - 
aus. Der gerne als Angstbarometer bezeichnete Volatilitätsindex VDax 
rutschte deshalb auf den tiefsten Stand seit 20 Monaten. Die 
Entwicklung belegt, dass die Anleger die Perspektiven für 
Aktieninvestments auf Sicht der kommenden Wochen überwiegend 
optimistisch beurteilen. Diejenigen, die bereits investiert sind und 
hohe Buchgewinne erzielt haben, wollen deshalb nicht verkaufen. Und 
diejenigen, die noch nicht ausreichend investiert sind, wollen ganz 
offenbar weitere positive Nachrichten von Unternehmens- und 
Konjunkturseite abwarten, ehe sie sich engagieren. Vor diesem 
Hintergrund scheint es gut verständlich, dass die Aktienkurse 
europäischer Konzerne aus dem Chipsektor am Freitag recht verhaltend 
tendierten, obwohl der amerikanische Branchenführer Intel am Vortag 
unerwartet gute Quartalszahlen veröffentlicht hatte.
Durch Banken verunsichert
Womöglich werden sich die Anleger in einigen Wochen über ihre 
Zurückhaltung freuen, nämlich dann, wenn die Berichtssaison entgegen 
den Erwartungen schwach verlaufen ist. Nach dem enttäuschenden 
Auftakt durch den US-Industriekonzern Alcoa und einer Gewinnwarnung 
der Société Générale streute vor dem Wochenende die Bilanz von J.P. 
Morgan Chase jedenfalls weitere Zweifel. Deren Gewinn kletterte im 
abgelaufenen Quartal zwar auf 3,3 Mrd. Dollar und lag damit oberhalb 
der Prognosen, Anleger sorgten sich aber trotzdem um die Aussichten 
für den Bankensektor, weil sich die Großbank gegen den Ausfall von 
Immobilienkrediten mit einer auf 4,2 Mrd. Dollar erhöhten 
Rückstellung wappnete. Vor einem Jahr lag die Summe bei gerade mal 
653 Mill. Dollar. Marktteilnehmer blicken deshalb der neuen 
Handelswoche, in der Citigroup, Bank of America, Morgan Stanley und 
Goldman Sachs Quartalsberichte präsentieren, mit verständlicher 
Skepsis entgegen.
Insgesamt legen in der neuen Woche rund 70 Unternehmen aus dem 
S&P500 Geschäftszahlen vor. Die meisten Analysten halten allerdings 
an der Überzeugung fest, dass die Zahlen für das Schlussquartal - wie
bereits in den zurückliegenden beiden Quartalen - in der Mehrzahl 
positiv überraschen dürften. Dabei räumen sie vor allem 
US-Unternehmen Potenzial ein, und zwar nicht zuletzt wegen der 
Währungsentwicklung: Der Dollar notiert gegenüber dem Euro im Moment 
etwa 12% tiefer als vor Jahresfrist. Hinzu kommen Basiseffekte, da 
das Schlussquartal 2008 sehr schwache Zahlen geliefert hatte.
Der Ausblick entscheidet
Aus Investorensicht bekommt daher der Ausblick der Unternehmen 
eine höhere Bedeutung, und hier lässt sich weiterhin nicht viel Gutes
erahnen. Viele Vorstandschefs dürften wegen der weiterhin 
angespannten wirtschaftlichen Lage erneut auf eine konkrete Prognose 
verzichten. Und diejenigen Konzerne, die einen Ausblick geben, 
dürften belegen, dass maximal mit einer moderaten Belebung der 
Nachfrage zu rechnen ist. Für den Aktienmarkt verspricht beides keine
neuen Impulse.
In Europa sehen die Perspektiven kaum besser aus. Die Erwartungen 
an Unternehmen aus defensiven Sektoren liegen in der Nähe der 
Höchststände der zurückliegenden Monate. Lediglich in zyklischen 
Sektoren und im Finanzsektor wurden die Schätzungen bereits 
revidiert. Allerdings trifft dies nicht auf die Sektoren in der 
Breite zu, sodass positiv wie negativ Überraschungspotenzial besteht.
Dies deutet zumindest darauf hin, dass der Handel auch an Europas 
Aktienmärkten schon bald wieder spannender wird.

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