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Börsen-Zeitung: Chemie baut ab, Kommentar von Sabine Wadewitz zur zweiten Gewinnwarnung der BASF in Folge

Frankfurt (ots)

Es sei die schlimmste Entwicklung, die er jemals
erlebt habe, stimmte der Chef des US-Chemiekonzerns Dow Chemical vor 
wenigen Tagen den Markt auf das Krisenszenario ein. Die Branche gilt 
traditionell als konjunktureller Frühindikator, insofern war es 
überraschend, dass die Geschäfte bei vielen großen Chemieanbietern in
den ersten sechs Monaten des Jahres noch relativ stabil gelaufen 
sind. Doch inzwischen hagelt es schlechte Nachrichten aus der 
Branche, die vier fette Jahre hinter sich hat.
Dass sich die Krise zuspitzt, zeigt sich an der schwindenden 
Halbwertszeit von Prognosen. So musste die BASF nur knapp drei Wochen
nach der ersten Korrektur das Ergebnisziel abermals nach unten 
anpassen. Eine neue Vorhersage wagt der Vorstand nicht, während sich 
das Management der Dow Chemical weiter aus dem Fenster lehnt und 
sogar eine Einschätzung für 2009 gibt.
Wie die Wettbewerber bekommt der weltgrößte Chemiekonzern einen 
drastischen Nachfragerückgang in wichtigen Kundengruppen zu spüren. 
Hart getroffen werden die Anbieter von Kunststoffen, Lacken und 
Additiven derzeit vor allem von den Problemen der Automobil- und 
Bauindustrie. Die Abhängigkeit ist groß, erzielt doch die BASF 
bislang jeweils 10 bis 15% ihres Gruppenumsatzes (einschließlich Öl- 
und Gasgeschäft) mit diesen Abnehmern. Vor allem die 
krisengeschüttelten Automobilhersteller haben nun kurzfristig 
Aufträge storniert, was die Chemie zu drastischem Produktionsabbau 
zwingt.
Andere Kundensegmente vermögen die Lage nicht zu stabilisieren. 
Aufgrund der sinkenden Rohstoffpreise bauen die meisten Sektoren 
weltweit derzeit ihre Lagerbestände ab. Die ganze Dramatik wird 
sichtbar in den Erwartungen von Dow Chemical, wonach im vierten 
Quartal die Erlöse um 10 bis 20% einbrechen werden und sich dieser 
Abschwung in der ersten Hälfte 2009 fortsetzen dürfte.
Die BASF trifft das Desaster in einer Phase, in der der Konzern 
mit Ciba einen der größten Erwerbe in der Firmengeschichte zu 
verdauen hat - und dies zu einer Vorkrisenbewertung. Mit der zweiten 
Gewinnwarnung hat der Konzern 4 Mrd. Euro Marktwert verloren - etwa 
so viel, wie für Ciba ausgegeben wird. Doch bilanziell steht BASF 
nach den vielen guten Jahren und der stetigen Kostensenkung 
kerngesund da und geht mit hoher Widerstandskraft in die Rezession.
(Börsen-Zeitung, 20.11.2008)

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