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Börsen-Zeitung: Konzertierte Aktion, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Zerschlagung von Zinssenkungsfantasien durch führende Notenbanker

Frankfurt (ots)

Verwundert mögen sich die Währungshüter der
Europäischen Zentralbank (EZB) die Augen gerieben haben, als sie sich
die jüngsten Entwicklungen der Markterwartungen zur Zinspolitik 
betrachtet haben. Postwendend wurden die Falken ausgesandt, um die 
Spekulationen über anstehende Zinssenkungen flugs zu kassieren. 
Gleich mehrere Ratsmitglieder haben gestern diese Fantasien zum 
Platzen gebracht.
Wegen der sich drastisch eintrübenden Konjunkturaussichten und des
zuletzt deutlich gesunkenen Ölpreises wurde zunehmend damit 
gerechnet, dass die EZB spätestens im Frühjahr 2009 den Leitzins 
senken kann, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen, ohne dass 
es zu nennenswerten Kollateralschäden an der Inflationsfront käme. 
Die Terminkontrakte auf den Tagesgeldzinssatz des Euro spiegeln eine 
Markterwartung von 100% wider, dass der Leitzins bis spätestens Mai 
2009 von derzeit 4,25% auf 4% sinken werde.
Zwar ist prinzipiell richtig, dass sowohl der Rückgang des 
Ölpreises als auch die konjunkturelle Flaute den Inflationsdruck 
erheblich dämpfen werden. Aber so schnell schießen weder die Preußen 
noch die Notenbanker, dass sie bereits jetzt billigeres Geld in 
Aussicht stellen könnten. Denn erstens ist das Niveau der Teuerung im
Euroraum mit zuletzt 4% derart hoch, dass es zwangsläufig eine ganze 
Weile dauern wird, bis sie die Stabilitätsmarke von knapp unter 2% 
wieder unterschritten wird. Und zweitens kann auf dem Weg dorthin 
eine ganze Menge passieren, so dass die Rechnung rasch fallender 
Inflationsraten nicht aufgeht.
So dürfte der Ölpreis nicht ungebremst auf 70 Dollar je Fass 
fallen. Naturkatastrophen (Hurrikan "Gustav" lässt grüßen) sowie 
politische Konflikte (im Kaukasus oder östlich davon) können ihn 
sogar schnell wieder nach oben treiben. Auch an der Lohnfront ist es 
noch zu früh für Entwarnung. Bislang zumindest gibt es keine 
Anzeichen dafür, dass etwa die IG Metall angesichts eines mehrfach 
zurückgegangenen Ifo-Indexes in Demut und Bescheidenheit in die im 
Herbst anstehenden Tarifverhandlungen ziehen will.
Die fast schon als konzertierte Aktion anmutenden Äußerungen der 
EZB-Ratsmitglieder hatten vor allem ein Ziel, die Markterwartungen zu
lenken in Richtung des politischen Willens in der EZB-Führung: 
Vorerst gibt es keine Zinssenkungen.
(Börsen-Zeitung, 28.8.2008)

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