Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Tui in Nöten, Kommentar zur überraschenden Umtauschanleihe von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Wer in diesen Zeiten der Kreditkrise bei den
Banken auf der Matte steht, hat einfach schlechte Karten. Natürlich 
sind Fälligkeiten nie so planbar, dass immer ein freundliches 
Kapitalmarktumfeld herrscht, wenn die Verlängerung ansteht. Aber mit 
etwas Vorsorge und Umsicht lassen sich die Phasen vermeiden, in denen
die Banker absolut schlecht gelaunt die Türen fest zuhalten.
Dass jetzt Tui trotz des lausigen Umfelds mit einem 
Liquiditätsbedarf von einer halben Milliarde aufschlägt, lässt nichts
Gutes erahnen. Die Finanz-Drainage hält bei diesem in der Schifffahrt
und im Touristik tätigen Konzern seit Jahren an. Der Hannoveraner 
Konzern wird gegenwärtig mit 4,2 Mrd. Euro bewertet und ist mit 
sieben Anleihen mit einem Emissionsvolumen von 3,4 Mrd. Euro 
unterwegs. Das ist eine Verschuldung an der Unterkante Oberlippe. Die
Ratings sind mit "BB-" (S&P) bzw. "B1" (Moody's) entsprechend 
grottenschlecht. Und schlimmer: Beide Agenturen haben den Ausblick 
auf negativ gesetzt.
Was also tun, wenn sich der Augenkontakt mit dem chronisch klammen
Bittsteller Tui in den Banketagen nicht vermeiden lässt? Noch ein 
innovatives Finanzierungskonzept auflegen, wo den außerbilanziellen 
Zweckgesellschaften doch gerade reihenweise die Luft ausgeht?
Vor diesem Hintergrund muss die jetzt gefundene 
Finanzierungskonstruktion mit der Deutschen Bank eingeordnet werden, 
die durch einen Verkauf eines Aktienpakets von 9,1% an der 
eigenständig notierten Tui Travel plc besichert ist. Dass Tui die 
Eintütung "Umtauschanleihe" vorzieht, ist nachvollziehbar, denn die 
"Rückkaufsoption" dient primär der Gesichtswahrung des 
Tui-Managements und der Aufrechterhaltung der Lebenslüge, dass das 
mit der Zweibranchenaufstellung auch weiterhin seine Richtigkeit 
habe.
Die hat es nicht: Die juristische Mehrheit an der Touristiktochter
ist weg. Und ob sie im Jahr 2013 bei der Fälligkeit der Finanzierung 
von einem Nachfolger des Konzernchefs Michael Frenzel zurückgekauft 
wird, steht in den Sternen. Es kann so sein, aber auch nicht.
Not macht erfinderisch, so auch hier. Mit diesem Deal hat sich Tui
aber mächtige Spaltpilze eingefangen. Biologisch ist es ein 
Widerspruch, aber bei anhaltender Liquiditätsnot werden diese wachsen
- und das Zweispartengebilde Tui ist ganz schnell zersetzt.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung