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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Weltkulturerbe im Schatten des Krieges: Khan-Palast der Krimtataren in Bachtschyssaraj in Gefahr

Weltkulturerbe im Schatten des Krieges:

  • Russische Besatzer lassen Khan-Palast der Krimtataren zerstören
  • Krimtataren passten nicht in das kulturimperialistische Narrativ Russlands
  • GfbV fordert Inspektion durch UNESCO und krimtatarische Fachleute

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) äußert sich besorgt über Beschädigungen am krimtatarischen Khan-Palast in Bachtschyssaraj. Lokalen Medienberichten zufolge lässt die russische Verwaltung auf der Krim die UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte im Zuge vermeintlicher Renovierungsarbeiten schrittweise zerstören: „Im Schatten des Krieges zerstören die russischen Besatzer mutwillig Kulturdenkmäler der indigenen Krimtataren. Damit wollen sie die falsche Behauptung unterstreichen, die Krim hätte schon immer zu Russland gehört“, berichtet Sarah Reinke, GfbV-Expertin für Osteuropa und Russland. Die GfbV hat sich heute mit einem dringlichen Schreiben an die UNESCO-Kommission in Paris gewandt und gefordert, dass eine Delegation den Zustand der Gebäude prüfen und den schweren Vorwürfen krimtatarischer Experten nachgehen müsse.

Die frühere Direktorin des historisch-kulturellen Ensembles in Bachtschyssaraj, Elmira Abljalimova, kritisiert die Zerstörung des Khan-Palastes sowie die Plünderung des dortigen Museums. Ihrer Ansicht nach missbrauche Russland Museen sowie historische Denkmäler und Gebäude für politische Zwecke. Die Krimtataren passten nicht in das kulturimperialistische Narrativ Russlands. Deshalb würden die russischen Besatzer der Krim alles dafür tun, die krimtatarische Geschichte zu manipulieren und Beweise für die Existenz der Krimtataren zu zerstören. „Als erstes müssen krimtatarische Fachleute Zugang bekommen und den Gebäudekomplex gemeinsam mit UNESCO-Verantwortlichen inspizieren“, fordert Reinke. „Der Khan-Palast ist von einzigartigem Wert. Er steht stellvertretend für die Geschichte und Kultur der Krimtataren, die auf der Halbinsel seit der Annexion im Jahr 2014 von den russischen Besetzern systematisch verfolgt werden.“

Die ältesten Gebäudekomplexe des Khan-Palasts stammen aus dem 16. Jahrhundert. Der Palast war als Stammsitz der Monarchen des Krim-Khanats das politische, religiöse und kulturelle Zentrum der Krimtataren. Mit der russischen Eroberung der Krim 1783 endete das Khanat. Nach der Deportation der Krimtataren unter Stalin 1944 wurden die meisten krimtatarischen Kulturstätten, Gebäude, Friedhöfe und Moscheen zerstört. Der Khan-Palast gehört seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Unter dem Deckmantel der Renovierung zerstören Vertragsfirmen aus Russland Stück für Stück Teile der historischen Gebäude. Erschütterungen durch den Einsatz schwerer Baumaschinen haben Risse verursacht und historische Wandgemälde teilweise oder ganz zerstört. Eichenpfähle aus der Dachkonstruktion der Großen Moschee und anderen Gebäudeteilen sollen als Feuerholz verkauft worden sein. Krimtatarischen und ukrainischen Fachleuten wird bisher der Zugang verwehrt.

Sie erreichen Sarah Reinke unter s.reinke@gfbv.de oder über die Pressestelle unter 0551/49906-21.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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