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"ttt - titel thesen temperamente" (hr) am Sonntag, 20. Februar 2022, um 23:15 Uhr im Ersten

"ttt - titel thesen temperamente" (hr) am Sonntag, 20. Februar 2022, um 23:15 Uhr im Ersten
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München (ots)

Die geplanten Themen:

Klima, Angst und Wahrheit - Über die Konfliktfelder unserer Gesellschaft und den Netflix-Hit "Don't Look Up"

Ein Komet so groß wie der Mount Everest rast auf die Erde zu, in sechs Monaten wird er mit ihr kollidieren und alles Leben auslöschen. Zwei Wissenschaftler:innen kämpfen darum, die Menschheit aufzurütteln und zu retten, es wird ihnen nicht gelingen, einfach weil das niemand hören oder glauben will. Das ist die Handlung des Netflix-Hits "Don´t Look Up", der gerade auch für einen Oscar nominiert wurde. Eine böse Satire, die - nimmt man den Kometen als Metapher für die Klimakrise - eine sehr reale Zustandsbeschreibung unserer Welt ist.

Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen führt den Netflix-Film mit Timothy Morton, Philosoph:in der Stunde und dessen/deren Theorie der "Hyperobjekte" zusammen, mit der Morton im philosophischen Diskurs und in den Künsten einen Nerv getroffen hat und seither viel zitiert wird. Eine Anspielung darauf ist auch der Name der Filmfirma, die "Don't Look Up" produziert hat; sie heißt "Hyper­object Industries", denn die Macher sind von Mortons Theorie inspiriert.

Timothy Morton definiert zum Beispiel die Erderwärmung als "Hyperobjekt". Hyperobjekte, das sind Phänomene, die für uns Menschen kognitiv schwer zu fassen sind, weil sie in Raum und Zeit so groß und so global sind, dass es uns schwerfällt, sie überhaupt zu erkennen, geschweige denn Lösungsstrategien dafür zu entwickeln - die dann auch noch global getragen und umgesetzt werden müssten. Denn Hyperobjekte sind oft schon sehr lange in der Welt und nicht an einem bestimmten Ort lokalisierbar. So wie Styropor, sagt Timothy Morton, das löst sich nicht auf, es zerteilt sich in kleinste Partikel, aber sie werden nie mehr weggehen, so wie Atommüll, so wie Plastik. Auch die Pandemie sei so ein Hyperobjekt.

Aber es gibt Lösungsstrategien, wie wir aus der paralysierten Haltung gegenüber Hyperobjekten rauskommen können, wie wir ins Handeln kommen. Darüber hat "ttt" mit Timothy Morton, dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und der Publizistin Samira El Ouassil gesprochen. (Beitrag: Jella Mehringer)

Putin, der KGB und die Spaltung des Westens - Das fulminante Buch "Putins Netz" legt ein System frei, das den Atem stocken lässt

Seit Wochen rätseln Staatenlenker, Diplomatinnen und die kritische Öffentlichkeit, was Putin vorhat. Offener Krieg und die Invasion der Ukraine? Oder nur Drohkulisse, damit der Westen und die NATO ihm Zugeständnisse machen und Russlands weltpolitischer Einfluss wieder deutlicher wahrgenommen wird?

Was will Putin? Welche Interessen verfolgt der Kreml und zu welchem Zweck? Fragen, über die in beständiger Regelmäßigkeit diskutiert wird, weil sie in den meisten Konflikten der Gegenwart eine Rolle spielen. Liest man das akribisch recherchierte Buch "Putins Netz - Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste" der britischen Autorin und Investigativ-Journalistin Catherine Belton, dann findet man auf die zentralen Fragen klare, aber auch bestürzende Antworten.

Die ehemalige Moskau-Korrespondentin der "Financial Times" hat dafür jahrelang mit ehemaligen Vertrauten, Geheimdienstmitarbeitern und Oligarchen gesprochen. Sie ist weit in die Biografie Putins zurückgegangen, in seine Jahre als Verbindungsmann zwischen dem russischen Geheimdienst KGB und der Stasi in Dresden, in seine Zeit als Vize-Bürgermeister in St. Petersburg bis hin zum überraschenden Aufstieg zum Präsidenten Russlands und alles, was danach kam. Nach dem journalistischen Grundsatz "Follow the Money" gelingt es ihr offenzulegen, was in diesen Details und Ausmaßen bisher nicht bekannt war. Bis in alle Untiefen beschreibt sie das "System Putin", in dem mit schwindelerregenden Summen mächtige Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden, in dem kriminelle Muster immer wiederkehren - und das hochgefährlich ist, für alle Einzelnen, die sich ihm nähern, vor allem aber auch für die westlichen Demokratien an sich.

Der ehemalige Geheimdienst KGB, nach dem Ende der Sowjetunion eigentlich zerschlagen, aber in vielerlei Hinsicht heute noch sehr aktiv, spielt darin eine zentrale Rolle. Außerdem: der entfesselte Marktkapitalismus, mafiöse Verflechtungen mit der organisierten Kriminalität und die zentrale Mission, den Westen mit seinen eigenen Mitteln zu bekämpfen und zu destabilisieren.

"ttt" trifft Catherine Belton in London, der Stadt, in der der Einfluss des Kremls außerhalb Russlands am deutlichsten zu Tage tritt. (Beitrag: Hilka Sinning)

Gefressen, gemästet, ausgeschlachtet - Die verhängnisvolle Beziehung von Schwein und Mensch

Die älteste bekannte figürliche Zeichnung der Menschheitsgeschichte stellt ein Schwein dar. Vor mehr als 43 000 Jahren hat sie ein Mensch in einer Höhle im heutigen Indonesien mit rotem Sandstein an die Felswand gezeichnet. "Es ist das älteste Zeugnis abstrakten Denkens", sagt der norwegische Autor Kristoffer Hatteland Endresen. Und: Es ist somit der älteste bekannte Ausdruck des Menschseins.

Das Schwein und wir - diese Beziehung ist tiefgreifender und ambivalenter als mit allen anderen Tieren. Unser Umgang mit diesem Tier wird die Zukunft unserer Spezies verändern! Das ist keine Übertreibung, wie Endresens Buch "Saugut und ein wenig wie wir" faktenreich darlegt.

Schweinefleisch ist die meistverzehrte Fleischsorte der Welt. Es ist hierzulande auch das billigste Fleisch. Gleichzeitig werden Schweine in der Medizin zum Ersatzteillager des Menschen, weil ihre Haut, das Fettgewebe, ihre Muskulatur und Organe den unseren sehr ähnlich sind. Gerade gingen die Schlagzeilen über die erste erfolgreiche Transplantation eines Schweineherzens um die Welt. Und die Krebsforschung sieht das Schwein schon als Hoffnungsträger auf ein längeres Leben.

Die Tiere gelten als hochintelligente Wesen, ihre Gehirnstruktur gleicht der des Menschen. Das liegt daran, dass sich die Gehirne von Allesfressern - auch diese Gemeinsamkeit teilen wir - evolutionär am höchsten entwickelten.

Die Tatsache, dass wir eine genetische Nähe zum Schwein haben und vor allem die industrielle Massentierhaltung bringen aber auch Gefahren mit sich: Weil wir ähnliche Zellstrukturen haben, kann uns das Schwein Viren übertragen. Es gibt Theorien, dass die Spanische Grippe mit bis zu 50 Millionen Toten indirekt auf das Schwein zurückgehen könnte. Die Schweinegrippe mit Hunderttausenden Opfern war 2009 die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts. Und Wissenschaftler:innen teilen immer wieder mit, dass Schweine durch die Übertragung der Vogelgrippe eine neue Pandemie auslösen könnten.

Der immer noch in manchen Teilen der Welt stattfindende Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung der Tiere, was multiresistente Keime zur Folge hat, lässt die WHO vor Millionen Todesfällen warnen, weil wir schon in einigen Jahren keine Antibiotika mehr haben werden, die helfen.

Und der UN-Klimarat hat umfangreich dokumentiert, dass wir weniger Fleisch essen müssen, sonst schaffen wir die Klimawende nicht. Der Anteil der Klimagase durch unsere Haustiere entspricht der Gesamtheit aller Verkehrsabgase weltweit. Die Art, wie wir uns ernähren, wird über die Zukunft unserer Kinder entscheiden.

"ttt" trifft den Autor Kristoffer Hatteland Endresen in einem norwegischen Schweinestall und spricht mit ihm über die große Frage: Rächt sich die Natur am Menschen für den Raubbau, den er betreibt? Und was hat die industrielle Massentierhaltung von Schweinen damit zu tun? (Beitrag: Andreas Krieger)

Das aufregende Videospiel "ELDEN RING" - Im Fantasy-Zwischenland von Hidetaka Miyazaki und George R. R. Martin

Es ist das wohl sehnlichst erwartete Videospiel des Jahres: "ELDEN RING" erscheint am 25. Februar. Der Kopf dahinter ist Hidetaka Miyazaki, in Gamer-Kreisen frenetisch verehrt. Seine düsteren Fantasy-Spiele "Dark Souls" und "Bloodborne" sind die einflussreichsten des vergangenen Jahrzehnts. Um die Geschichte seines neuen Spiels zu erzählen, hat sich Miyazaki nun mit dem "Game of Thrones"-Autor George R. R. Martin zusammengetan. Geballte Popkultur-Power also.

Dass "ELDEN RING" so heiß erwartet wird, ist dennoch nicht ganz einfach zu erklären. Denn genau wie seine spirituellen Vorgänger ist es eben vor allem ein Spiel für Melancholiker, Mystiker und Masochisten.

Die Spieler:innen werden in eine enigmatische Fantasy-Welt hineingeworfen, sie übernehmen die Rolle einsamer Wanderer, die irgendwie versuchen, ihre alte Heimat zurückzuerobern. Viel mehr erklärt das Spiel nicht. Miyazaki und sein rund hundertköpfiges Team von "From Software" sind berühmt dafür, dass sie den Spieler:innen keine Geschichte vorkauen, sondern Welten schaffen, die diese selbst entblättern müssen. "Enviromental Storytelling" wird das genannt, also Geschichten erzählen über die Umgebung. Vielleicht ist es gerade diese Erzählform, die Videospiele eben noch besser können als Filme oder Literatur.

Vieles in "ELDEN RING" bleibt dabei uneindeutig und niemand kann alle Hinweise finden, deswegen müssen sich die Spieler:innen mit anderen zusammentun. Und es ist auch ein sehr schweres Spiel, das ein enorm hohes Maß an Konzentration und Geduld erfordert. Es gibt keine Spiele, die so viel diskutiert und interpretiert werden wie die von Miyazaki, der nordische Legenden gerne mit japanischer und existenzialistischer Philosophie mischt. Diesmal lässt sich ein ganzes Mythengebäude entdecken, das George R. R. Martin für "ELDEN RING" entworfen hat. Voller Halbgötter und Helden und natürlich sind die, typisch Martin, nicht strahlend, sondern tief gefallen.

Chefdesigner Hideteka Miyazaki gilt als sehr schüchterner Mann. Interviews vor Kameras gibt er nie. Aber er hat "ttt" einen Brief geschrieben, in dem er von sich und seiner Philosophie erzählt.

"ttt" über ein ganz besonderes Videospiel voller Melancholie, Schönheit und der Kraft des Scheiterns. (Beitrag: David Gern)

Moderation: Max Moor

"ttt - titel thesen temperamente" ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.

Im Internet unter www.DasErste.de/ttt

Redaktion: Nora Binder, Ulrike Bremer (hr)

Pressekontakt:

Presse und Information Das Erste
E-Mail: presse.daserste@ard.de

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