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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Hagia Sophia in Istanbul: Ehemalige Kirche darf keine Moschee werden

Erdogan will Hagia Sophia in Moschee umwandeln:

  • Oberstes Verwaltungsgericht der Türkei entscheidet bis zum kommenden Donnerstag
  • GfbV appelliert an Moscheegemeinden in Deutschland, Solidarität mit christlichen Gläubigen zu bekunden
  • "Solidarität stärkt gegenseitigen Respekt, Toleranz und friedliches Miteinander"

Die islamisch-konservative Regierung der Türkei plant, die Sophienkirche oder Hagia Sophia in Istanbul wieder in eine Moschee umzuwandeln. Seit 1935 wird sie als Museum genutzt. Am vergangenen Donnerstag, den 2. Juli 2020, erklärte das oberste Verwaltungsgericht der Türkei, dass es bis zum kommenden Donnerstag, den 16. Juli, in dieser Sache entscheiden werde.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert an die Moscheegemeinden in Deutschland, christlichen Gläubigen in der Türkei ihre Solidarität zu bekunden. Die große DITIB-Moschee in Köln-Ehrenfeld und andere Gemeinden der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V. (türkisch: Diyanet Isleri Türk Islam Birligi, DITIB) sowie andere Moscheen mögen für 482 Stunden Kreuze als christliches Symbol in ihre Moscheen hängen. "Die 482 Stunden sollen die 482 Jahre symbolisieren, in denen die Sophienkirche im ehemaligen Konstantinopel, als Moschee genutzt wurde", erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. "So können muslimische Verbände gegen die mögliche Umwandlung des Hagia-Sophia-Museums in eine Moschee protestieren." Die deutsch-muslimischen Verbände, insbesondere die DITIB, könnten so die bedrängten und verfolgten christlichen und anderen religiösen Gemeinschaften in der "Islamischen Welt" unterstützen.

"Diese Solidarität ist dringend notwendig, um den gegenseitigen Respekt, Toleranz und ein friedliches Miteinander in der Türkei, in Deutschland und in der ganzen Welt zu fördern und zu stärken", ergänzt Sido. "Denn auch 567 Jahren nach der Eroberung Konstantinopels hat die Hagia Sophia für die heute bedrängten christlichen Gemeinden im Nahen Osten eine hohe Strahlkraft." Für die Christen sei sie ein Symbol ihrer langen Geschichte in der Region und wichtig für ihre Identität. "Die Hagia Sophia als Museum und als ein Wahrzeichen Istanbuls zu belassen, wäre ein Signal des türkischen Staates an alle Christen im Nahen Osten und weltweit", so Sido. "Das Land kann zeigen, dass es das Erbe der Völker, die einst auf seinem Gebiet lebten, respektiert. Es kann zur Versöhnung mit den Nachfahren der Opfer von Verfolgungen und Genoziden im Osmanischen Reich und in der heutigen Republik Türkei beitragen - oder eben das Gegenteil bewirken." Zuletzt haben Radikalislamisten, die von der Türkei geduldet oder unterstützt werden, im Irak, in Syrien und anderen Ländern viele christliche Kirchen zerstört. Auch yezidische Gotteshäuser, Denkmäler, Friedhöfe und andere Heiligtümer wurden zerstört und geplündert.

Die Hagia Sophia oder Sophienkirche wurde im 6. Jahrhundert im Byzantinischen Reich erbaut. Nach der Eroberung Konstantinopels durch Truppen des Osmanischen Reiches wurde sie 1453 in eine Moschee umwandelt. Seit 1934 wird sie als Museum genutzt. Seitdem wird immer wieder die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee diskutiert. Vor den Kommunalwahlen 2014 und 2019 forderte die islamisch-konservative Regierung Erdogans die Rückwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee, um die Stimmen strenggläubiger Muslime zu gewinnen. Im Juni 2016 wurde sie im Fastenmonat Ramadan für kurze Zeit wieder als Moschee genutzt.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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