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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Deutsche Umwelthilfe fordert von Autoherstellern CO2-Klimaanlagen ab 2011

Berlin (ots)

Umweltorganisation fürchtet Wortbruch der deutschen
Autokonzerne, deren Präsident Matthias Wissmann 2007 die Abkehr von 
chemiebasierten Kältemitteln verkündet hatte - Stattdessen 
Entwicklung neuer Pkw-Klimaanlagen auf Basis eines brennbaren 
Chemikaliencocktails aus der US-Industrie - CO2-Autoklimaanlagen sind
technisch anspruchsvoller aber auch umweltfreundlicher, effizienter 
und für die Autohalter günstiger - DUH-Geschäftsführer Resch warnt 
vor "erneutem Wortbruch der Automobilindustrie zu Lasten von Klima- 
und Verbraucherschutz"
Berlin, 1. September 2008: Nach Monaten des Lavierens haben sich 
die deutschen Autohersteller erneut gegen den Umwelt- und Klimaschutz
und für vermeintliche ökonomische Vorteile entschieden. Nach 
Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) verabschieden sich
die Autokonzerne derzeit klammheimlich von ihrem im Herbst 2007 
anlässlich der so genannten "Grünen IAA" verkündeten Beschluss, 
künftig bei Pkw-Klimaanlagen ganz auf das umweltfreundliche 
Kältemittel CO2 zu setzen und die Entwicklung chemischer Alternativen
einzustellen. Sie düpieren damit auch den 2007 ins Amt geholten 
Präsidenten des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias 
Wissmann.
Der frühere Verkehrsminister hatte pünktlich zur Internationalen 
Automobilausstellung (IAA) im Herbst 2007 über die Presse verkündet: 
"Der Einsatz der bisher bekannten neuen chemischen Kältemittel wird 
nach gründlicher Untersuchung nicht weiter als eine Alternative 
verfolgt. Deutsche Hersteller und Zulieferer haben vereinbart, in 
Zukunft bei Klimaanlagen nur noch natürliche Kältemittel einzusetzen,
die für die Umwelt die geringste Belastung bedeuten und alle 
künftigen europäischen Grenzwerte deutlich unterbieten". Damit 
schiebe sich die deutsche Autoindustrie auf diesem "ökologisch 
bedeutsamen Feld an die Weltspitze". Er gehe davon aus, sagte 
Wissmann weiter, "dass zu Beginn des nächsten Jahrzehnts diese 
Klimaanlagen in der Großserie zum Einsatz kommen". Für die Einhaltung
dieser ein Jahr alten Ankündigung spricht im Moment fast nichts.
Nach Recherchen der DUH passen alle deutschen Autobauer - entgegen
den Beschlüssen ihrer Vorstandsvorsitzenden im VDA-Vorstand aus dem 
Herbst 2007 - ihre bisherige Pkw-Klimaanlagentechnik an die 
Chemikalie "1234yf" an, die das heute verwendete Kältemittel R134a 
ersetzen soll. Dessen Einsatz in Neufahrzeugen ist ab 2011 EU-weit 
verboten. Umweltfreundliche Klimaanlagen auf Basis des natürlichen 
Kältemittels CO2 werden hingegen nicht oder nur mehr halbherzig für 
einzelne Pkw-Modelle entwickelt. Das bisher eingesetzte 
Kältemittelmittel R134a hat ein Treibhauspotenzial (GWP-Wert) von 
1.300 - das heißt, die Chemikalie schädigt das Klima 1.300-mal 
stärker als Kohlendioxid. In drei Jahren dürfen Kältemittel in neuen 
Fahrzeugklimaanlagen den GWP-Wert von 150 nicht mehr überschreiten; 
die EU-Kommission hat R134a somit ab 2011 verboten. Das natürliche 
Kältemittel Kohlendioxid hingegen, in diesem Zusammenhang auch "R744"
genannt, hat lediglich ein Treibhauspotenzial von Eins.
Über die Chemikalie 1234yf, ein Gemisch aus mehreren Komponenten, 
ist auch in Fachkreisen wenig bekannt. Außer den Herstellern kennt 
niemand die genaue chemische Zusammensetzung, Chemiker rätseln in 
Internetforen über die Verbindungsstruktur. Sicher ist jedoch, dass 
1234yf entzündlich und brennbar ist. Der aus Sicht der Autohersteller
entscheidende Vorteil liegt darin, dass der Chemikaliencocktail ohne 
Umkonstruktionen in den heute gängigen Pkw-Klimaanlagen eingesetzt 
verwendet werden kann.
"Zuerst verschlafen die deutschen Autohersteller den Trend zu 
sauberen und spritsparenden Antriebstechnologien. Nun brechen sie 
auch noch die letzte zukunftsgerichtete Zusage für den Verbraucher- 
und Klimaschutz. Wenn sich endgültig herausstellt, dass bei den 
Pkw-Klimaanlagen die damaligen klaren Zusagen mehr mit der 
bevorstehenden ´grün gewirkten´ Automobilmesse zu tun hatten, als mit
ernsthaften Vorbereitungen auf eine ökologisch fortschrittliche 
Technik, dann droht wirklich der Offenbarungseid", sagte 
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die DUH hatte die 
VDA-Entscheidung im vergangenen September als ersten Schritt zur 
Wiederherstellung der klimapolitischen Glaubwürdigkeit der deutschen 
Autohersteller begrüßt. Auch das Umweltbundesamt und das 
Bundesumweltministerium sehen im Einsatz von CO2 als Pkw-Kältemittel 
die Zukunft.
Resch rief die Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für Klima und 
Umwelt gerecht zu werden und die im VDA-Vorstand von den 
Spitzenmanagern der fünf größten deutschen Pkw-Hersteller im letzten 
Jahr persönlich getroffene Entscheidung für den Einsatz des 
natürlichen Kältemittels CO2 und den Stopp an der Entwicklungsarbeit 
an chemischen Alternativen nun wirklich umzusetzen. "Bisher vermissen
wir jegliches Signal, dass die Hersteller den gesetzlichen und 
klimapolitischen EU-Anforderungen entsprechen wollen", sagte Resch 
"Die EU-Verordnung gilt bereits ab 2011, die technischen 
Entscheidungen über die zukünftigen Fahrzeugmodelle werden in diesem 
Moment getroffen. Was wir jetzt brauchen ist ein klares Signal für 
den Klimaschutz und kein neues Glaubwürdigkeitsdebakel der deutschen 
Autobauer."
Nach den Recherchen der DUH wird das Kältemittel 1234yf um ein 
Vielfaches teurer als das bisherige Kältemittel R134a sein, dessen 
Patentschutz gerade ausläuft und das künftig in Asien für einen 
Bruchteil der Kosten des patentrechtlich geschützten neuen 
Chemikaliencocktails hergestellt werden wird. Damit sei zu 
befürchten, dass der Klimakiller R134 a auch zukünftig als 
kostengünstiges Nachfüll-Kältemitel weltweit zum Einsatz kommt, 
selbst wenn später die Erstbefüllung mit 1234yf erfolge. Die 
klimaschädlichen Gase würden weiter in die Atmosphäre gelangen, die 
Ziele der EU-Verordnung damit von der Autoindustrie ausgehebelt. Die 
Einführung des natürlichen Kältemittels CO2 hingegen vermeide 
unnötige Emissionen und trage so zum Erreichen der Klimaschutzziele 
bei.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil.: 0171 3649170, Fax: 030 2400 867 -19, E-Mail: resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin "Klimafreundliche Kühlung", Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400 867 -76, E-Mail: lauer@duh.de

Ulrike Fokken, Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e. V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-22,
Mobil: 0151 55 01 70 09, E-Mail: fokken@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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