Zu spät, zu teuer, zu fehlerhaft – warum so viele Softwareprojekte scheitern
München (ots)
Egal ob in Großkonzernen, Behörden oder im Mittelstand – immer wieder geraten Softwareprojekte aus dem Ruder: Budgets werden gesprengt, Deadlines überschritten und Systeme liefern am Ende nicht das, was sie sollen. Die Folge: Frust in den Teams, unzufriedene Kunden und Millionenverluste.
Der häufigste Fehler ist, dass technische Lösungen überhastet umgesetzt werden – ohne das eigentliche Problem wirklich zu verstehen. Gute Software beginnt nicht mit dem Code, sondern mit der richtigen Fragestellung, was man tatsächlich braucht. Dieser Beitrag verrät, warum so viele Projekte scheitern und wie man es besser macht.
Die drei häufigsten Ursachen für gescheiterte Softwareprojekte
Hinter nutzlosen Softwarelösungen stecken häufig dieselben Ursachen. Zum einen bauen viele Entwickler ihre Programme auf früheren Erfolgsrezepten auf. Dabei wird ungeprüft davon ausgegangen, dass das, was in der Vergangenheit funktioniert hat, auch in der Zukunft vielversprechend ist. Wenn sich jedoch Technologien, Nutzerbedürfnisse oder regulatorische Vorgaben geändert haben, ist eine solche Vorgehensweise hinderlich.
Zum anderen versuchen Entwicklerteams oftmals, mit einer Lösung zu beginnen, ohne zuvor genau eruiert zu haben, wo genau das Problem liegt. Auf diese Weise entstehen zwar Programme, die das tun, was sie tun sollen – allerdings ist damit niemandem geholfen, weil die wahren Bedürfnisse verfehlt wurden.
Ein weiterer Aspekt ist der häufig lineare Verlauf des Planungsprozesses in Softwareprojekten. Dabei arbeiten Entwickler nach einem festen Plan, der möglichst fehlerfrei zur idealen Software führen soll. Doch gerade Fehler können für Teams wertvolle Lernchancen bieten. Sie sollten daher nicht als Bedrohung betrachtet werden, sondern als Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und bessere Lösungen zu finden.
3R/PD – ein systematischer Ansatz für Softwarelösungen
Mehr Flexibilität erhalten sich Entwickler mit dem 3R/PD-Ansatz. Dieser verfolgt das Ziel, das richtige Produkt zur richtigen Zeit richtig beim Kunden abzuliefern. Der Weg dorthin ist ein iterativer Validierungsprozess, der fünf Räume umfasst. Der erste wird dabei als Problem Space bezeichnet. Hier geht es darum, vollumfänglich zu erfassen, welches Kundenproblem mit dem Endprodukt gelöst werden soll. Oftmals arbeiten Entwickler in dieser Phase mit Annahmen – dadurch laufen sie allerdings Gefahr, die wahren Bedürfnisse zu verkennen. Das Resultat: gute Programme, die dennoch nichts nutzen. Deshalb sollten in dieser Phase mit Interviews oder Jobs-to-be-done-Analysen Hypothesen erstellt werden, die das Kundenproblem genau definieren.
Der nächste Raum, den Softwareprojekte im Rahmen von 3R/PD durchlaufen, ist die Ideation Bridge. In diesem Schritt geht es darum, einen Prototyp zu entwickeln, der das Kundenproblem lösen kann. Der Fokus liegt dabei auf günstigen und einfachen Umsetzungen, beispielsweise einem Papiermodell oder einem Sketch. Das Ziel dieser Übergangsphase zwischen der Problembeschreibung und der Lösungserstellung ist das Einholen von Kundenfeedback, um herauszufinden, ob das geplante Projekt die Erwartungen erfüllt. Auftretende Lerneffekte in dieser Phase werden dokumentiert, damit zugrundeliegende Annahmen angepasst werden können.
Erst dann, wenn die Ideation Bridge erfolgreich durchlaufen wurde – wenn also eine Lösungsskizze vorhanden ist, die die Kundenbedürfnisse nachweislich erfüllt –, tritt das Softwareprojekt in die nächste Phase ein, die man Solution Space nennt. Erst jetzt suchen die Entwickler nach Möglichkeiten, um die Lösungsstrategie umzusetzen. Dabei müssen zahlreiche Aspekte beachtet werden. Das entwickelte System muss beispielsweise zur bestehenden Infrastruktur des Kunden passen. Auch Schnittstellen oder APIs müssen bedacht werden, um volle Funktionalität zu gewährleisten. Zudem sind regulatorische Hürden zu berücksichtigen, etwa Vorgaben der DSGVO.
Um sich diesen komplexen Herausforderungen schrittweise zu stellen, arbeiten Entwickler bei der 3R/PD-Methode in dieser Phase mit Iterationen. Für Hochrisikokomponenten werden zum Beispiel Proofs of Concept erstellt; außerdem müssen regelmäßig technische Machbarkeitsnachweise vorgelegt werden. Immer dann, wenn eine Hypothese bestätigt werden konnte, wird die Lösung um einen weiteren Aspekt ergänzt. Die letzten beiden Phasen – Adoption Nexus und Market Space – befassen sich schließlich mit Optionen, wie die entwickelte Softwarelösung am Markt implementiert werden kann.
IPP – das Akzeptieren von Imperfektion als Grundlage für Weiterentwicklungen
IPP (Imperfect Product Paradigm) ist eine Weiterentwicklung des 3R/PD-Ansatzes, bei der explizit Fehler und Unvollkommenheiten der Software erlaubt sind – sofern sie zu einem Erkenntnisgewinn und der anschließenden Verbesserung des Projekts führen. Dadurch sollen Entwickler dazu ermutigt werden, schneller in die Testphase einzutreten. Grundlage sind Hypothesen, die iterativ bestätigt oder verworfen werden. Mit jeder Testung lernen die Projektleiter also dazu, wodurch das Softwareprojekt sukzessive verbessert wird.
Imperfect Product Paradigm erlaubt also nicht nur, dass die erste Version einer Softwarelösung unvollkommen ist, sondern setzt dies gewissermaßen sogar voraus. Deshalb wird auch nicht erwartet, dass der erste Release skalierbar sein wird. Eine Grundvoraussetzung ist allerdings, dass sämtliche Annahmen immer wieder validiert werden. Entsprechend sieht man Qualität beim IPP-Ansatz nicht als Zustand an, sondern vielmehr als eine Konsequenz aus der fortlaufenden Überprüfung von Hypothesen.
Fazit
Gute Software entwickelt man nicht, indem man immer mehr Ressourcen in die Planung steckt. Stattdessen müssen frühzeitig Abgleichungen mit der Realität erfolgen, um sicherzustellen, dass die Kundenwünsche umgesetzt werden. Den richtigen Rahmen hierfür bietet der 3R/PD-Ansatz kombiniert mit einer IPP-Haltung, die Imperfektion als Chance für Entwicklung sieht.
Über René Schröder
René Schröder ist Gründer und Geschäftsführer der RegSus Consulting GmbH und Experte für Produkt- und Softwareentwicklungsprozesse und digitale Transformation. Mit dem von ihm entwickelten Imperfect Product Paradigm (IPP) hilft er mittelständischen Unternehmen, gezielt ineffiziente Prozesse zu optimieren und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Sein Fokus liegt auf nachhaltiger Produktentwicklung, die Effizienz und Markterfolg steigert. Mehr Informationen unter: https://regsus.de/
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