Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf)
Zwischen gesellschaftlichem Rückhalt und neuen Zugangsbarrieren
Nicht-Besucher*innenstudie des IKTf zeigt: Kulturelle Teilhabe in Berlin erholt sich - Zugangsbarrieren wachsen
Berlin (ots)
Die große Mehrheit der Berliner*innen befürwortet die öffentliche Förderung klassischer Kulturangebote wie Ausstellungen, Theater-, Opern-, Ballettaufführungen und klassische Konzerte - mehr als in den Vorjahren. Zugleich zeigt sich eine weiterhin positive Entwicklung der Kulturellen Teilhabe im Nachgang der COVID-19-Pandemie. Jedoch: Altbekannte strukturelle Besuchsbarrieren erschweren den Zugang zu Kulturangeboten inzwischen stärker und neue Hürden kommen hinzu. Dies zeigen die Vorabergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsbefragung zur Kulturellen Teilhabe in Berlin 2025 des Instituts für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf). Die seit 2019 alle zwei Jahre durchgeführte Studienreihe wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.
Ergebnisse im Überblick (Auswahl):
Voller Rückhalt für die Förderung klassischer Kulturangebote trotz schrumpfender Kulturetats
Die Zustimmung zur Kulturförderung steigt: 89 Prozent der Berliner*innen befürworten 2025 öffentliche Mittel für Kulturangebote wie Ausstellungen, Theater-, Opern-, Ballettaufführungen und klassische Konzerte (2019 und 2023: jeweils 84 %). 97 Prozent möchten, dass diese Angebote für kommende Generationen erhalten bleiben (2019: 93 %, 2023: 96 %). Zu den Befürworter*innen zählen auch sehr viele Menschen, die diese Kulturangebote nur selten oder nie besuchen. Eine große Mehrheit der Berliner*innen findet zudem, dass Kulturförderung ein gesellschaftlicher Wert ist, der auch in Krisenzeiten geschützt werden soll. 85 Prozent sagen: "Kultur muss auch in Zeiten knapper Kassen geschützt werden - selbst wenn dafür anderswo mehr gespart werden muss."
Kulturangebote werden von einem wachsenden Bevölkerungsteil besucht - Wert aber immer noch unter Vorpandemie-Niveau
Nach drastischen Einbrüchen durch die COVID-19-Pandemie erholt sich die Nachfrage nach klassischen Kulturangeboten weiter: 65 Prozent der Berliner*innen besuchten 2025 mindestens einmal Ausstellungen, Theater-, Opern-, Ballettaufführungen oder klassische Konzerte (2019: 81 %, 2021: 31 %, 2023: 60 %). Insbesondere Bühnenangebote verzeichnen Zuwächse, Ausstellungen jedoch nur leichte. Gleichzeitig wird deutlich: Hohe Auslastungszahlen allein sind kein verlässlicher Indikator für Kulturelle Teilhabe. Eine kleine Gruppe mit Mehrfachbesuchen kann hohe Zahlen erzeugen, ohne eine breite Teilhabe zu bedeuten.
Erholung der Kulturellen Teilhabe erreicht inzwischen auch breitere Bevölkerungsschichten
Während sich die Erholung der Kulturellen Teilhabe 2021-2023 vor allem bei den Vielbesucher*innen zeigte, liegen ihre Werte 2025 wieder nahe am Vorpandemie-Niveau: Kultur gewinnt inzwischen auch Gelegenheitsbesucher*innen wieder zurück. Die Reaktivierung des Publikums nach COVID-19 gelingt nun auch spürbar in breiteren Bevölkerungsschichten.
Altbekannte Zugangsbarrieren gewinnen an Bedeutung - Eintrittspreis ist besonders relevant
Eintrittspreise sind mit 65 Prozent weiterhin der häufigste Hinderungsgrund für den Besuch klassischer Kulturangebote, bei Bühnenangeboten sogar 70 Prozent. Insgesamt fällt es 63 Prozent der Berliner*innen inzwischen schwerer, Veranstaltungen zu besuchen, weil "das Leben teurer geworden" ist. Auch geben Menschen vermehrt an, dass das Angebot sie nicht anspricht (2023: 56 %, 2025: 64 %). Veränderte Lebensrhythmen führen dazu, dass die derzeitigen Öffnungszeiten für fast die Hälfte (42 %) der Befragten eine Besuchshürde darstellen (2023: 30 %).
Digitale Sichtbarkeit und neue Kommunikationswege von Kulturangeboten werden wichtiger
Klassische Informationskanäle verlieren an Reichweite. Algorithmusbasierte Empfehlungen, soziale Medien und KI-gestützte Tools entscheiden zunehmend darüber, ob Kulturangebote wahrgenommen werden. Vor allem die digitale Sichtbarkeit von Kulturangeboten entscheidet zukünftig mit darüber, ob Menschen sie wahrnehmen - besonders jene, die nicht aktiv suchen. Gemeinsame Veranstaltungskalender oder ein einheitliches Ticketbuchungssystem könnten dies unterstützen.
Alle Vorabergebnisse finden sich im aktuellen kurz&knapp-Bericht "Kulturelle Teilhabe in Berlin: Zwischen gesellschaftlichem Rückhalt und neuen Zugangsbarrieren". Die vollständige Studie erscheint im Frühjahr 2026.
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Betina-Ulrike Thamm
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