Zeit der Empörungskultur
Wir leben in einer Empörungskultur, diesen Artikel schreibe ich kurz vor Weinachten. Bei den vielen Konflikten, die z. Zt. auf uns einströmen, müssen wir sehr auf unsere eigene Stabilität achten und dürfen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren.
Wenig hilfreich finde ich, die weitverbreitete Empörungskultur, die vor allem in den sozialen Medien vorherrscht. Je mehr z.B. die Benachteiligung der Frauen angesprochen wird, desto mehr nützt dies den rechtsextremen Gruppen. Leider ist das so, ablesbar an den Wahlergebnissen zur Bundestagwahl, differenziert nach Alter und Geschlecht. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass uns ein Zuviel an Empörung verletzlich macht. Wie unsere Sicherheitsdienste nachweisen konnten, haben russische Destabilisierungskampagnen genau hier eine Möglichkeit entdeckt, negativen Einfluss auf unser Land auszuüben.
Nur wenn wir uns auf gemeinsames Handeln verständigen, können wir Probleme wirklich anpacken. Dies wird beim Europa am meisten bedrohenden Konflikt, dem Ukrainekrieg, in Berlin gerade mit einer Zusammenkunft wichtiger Politiker versucht.
Beim Schreiben meines philosophischen Krimis „Just Love oder Scheinliebe?“ wurde mir bewusst, wie sehr ich, eigentlich kein unpolitischer Mensch, immer mehr anfing, mich mit der internationalen Politik und vor allem der Politik des Nahen Ostens zu beschäftigen. Das Buch selbst lässt die aktuelle Politik (fast) beiseite, konzentriert sich auf Historisches und beschäftigt sich ab und zu mit Wörtern aus der arabischen Sprache, die sehr interessant und aufschlussreich sind. Schritt für Schritt habe ich mich vorwärtsbewegt, wie Beppo in der Geschichte von „Momo“. Das Schreiben hat mich demütig gemacht, als ich mir auf den Landkarten die Verläufe von wichtigen Flüssen, die immer mit Sprachentwicklung einhergehen, genauer angeschaut habe. Mir wurde 2021 beim Schreiben bewusst, wie gefährdet die Ukraine ist. Und ich war erstaunt, über das, was im Sudan an Positivem, getragen durch die Frauen, passiert war. Eine Momentaufnahme der Geschichte. Das Leid, das dort kurz danach entstanden ist, steht in keinem Verhältnis zu unserer Aufmerksamkeit und Empörung.
Bücher schreiben ist nie unpolitisch. Selbst wenn es Bücher sind, die gar nichts mit Politik zu tun haben. Oder gerade dann. Ein Rückzug ins Private kann sehr große politische Verwerfungen fördern. Ich meine hiermit nicht die Momente, die wir uns schaffen müssen, um Kraft zu tanken. Ich habe das völlige Verdrängen im Sinn. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle zum Ende des Jahres und zum Anfang des neuen Jahres ganz herzlich bei all denen bedanken, die als investigative Journalisten und Faktenchecker auf der Suche nach der Wahrheit sind. Und auch bei all denen, die Arbeiten in einem gefährlichen Umfeld in Hilfsdiensten verrichten.
Mit den Vorbereitungen für Weihnachten beschäftigt, wurde mir bewusst, wie gefährlich Menschen sind, die vorgeben, zu wissen, was Gottes Wille ist. Nicht nur, weil gerade der schreckliche Anschlag in Australien auf eine jüdische Gemeinde während des Chanukka-Festes passiert ist. Neben den Anschlägen aus antisemitischen und islamistischen Motiven gibt es auch eine Kaperung des christlichen Glaubens. Lassen wir es nicht zu, dass ein politisch missbrauchter christlicher Glaube aus Amerika nach Europa „überschwappt“ und hier den völkischen Nationalismus befördert. Völkisches antisemitisches Denken, exportiert in den ersten Jahren nach 1945 in den Nahen Osten, hat leider die Konflikte dort befördert.
Menschen dürfen sich nicht überhöhen durch die Religion. Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu. Und genauso wird es auch in der arabischen Sprache bezeichnet: Das Fest der Geburt. Die Geburt eines Kindes. Ein Kind wie alle anderen, das schwach ist – und uns später den Weg zum Frieden zeigt.
Ich wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Kraft der Unterscheidung zwischen unbedachtem Über-Mut sowie Egomanie und Demut.
Herzliche Grüße
Sabine Gabriele Thomas
P.S.: Der Anschlag in Sydney war sehr traurig. Freuen können wir uns darüber, dass ein muslimischer Mann voller Mut einen mutmaßlich islamistischen Mörder gestoppt hat.
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