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Sollte man mit Putin in den Dialog treten oder durch die Unterstützung der Ukraine weiterhin versuchen, ihn mit Waffengewallt in die Knie zu zwingen?

Sollte man mit Putin in den Dialog treten oder durch die Unterstützung der Ukraine weiterhin versuchen, ihn mit Waffengewallt in die Knie zu zwingen?
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Für Otto von Bismarck war Politik die Kunst des Möglichen, wobei beim deutschen Reichskanzler der Hauptakzent auf Diplomatie und ausgleichender Bündnispolitik mit den übrigen europäischen Großmächten gelegen hatte, obwohl es auch bei ihm nicht ohne Kriege funktioniert hat. Bei Wladimir Putin ist das anders, denn er ist so gestrickt, dass er nur die Sprache des Stärkeren versteht. Mit anderen Worten: Putin geht jeweils bis an die Grenzen dessen, was für ihn erreichbar ist und scheut sich auch nicht davor, einen Krieg vom Zaun zu brechen.

Dennoch sollte man mit Putin in den Dialog treten, ihm andere Standpunkte nahebringen, und keineswegs darf oder durfte man ihn als Kriegsverbrecher abstempeln, wie es 'der Westen' getan hat, den man verhaften und vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen zerren müsste. Denn wie will man dann noch mit ihm reden oder verhandeln?

Die Realität sieht momentan allerdings noch anders aus. Putin ist in einer Position der Stärke, und will gar nicht wirklich verhandeln, sondern seine Stärke ausspielen, um seine selbst formulierten Kriegsziele in der Ukraine möglichst ohne Abstriche durchzusetzen. Da nützen auch die oft wenig durchdachten Vorstöße durch US-Präsident Donald Trump nicht viel, der um eines Waffenstillstands oder gar Friedens willen immer wieder Druck auf die russische Führung auszuüben versucht. Selbst die zuletzt beschlossenen Sanktionen und US-Strafzölle gegen Indien u.a. Staaten, die russisches Öl und Gas mit hohen Aufschlägen in die EU weiterverhökern, drohen zu einem Bumerang zu werden, der die USA empfindlich treffen könnte. Denn diese BRIC-Staaten sind nicht zu unterschätzen und scheinen zu Gegenmaßnahmen bereit.

Jedenfalls hat Wladimir Putin seine ganz eigenen Vorstellungen und setzt den Krieg unbeirrt fort. Auch die Frage, ob ihn die Ukrainer mit Hilfe westlicher Waffen besiegen können, scheint mehr als fraglich. Bezahlen werden die US-Waffenlieferungen fortan ja ohnehin die Europäer. Aber haben sie auch die Mittel dazu? Hinzu kommen die personellen Engpässe der Ukraine. Es gab schon zu viele Tote und Verwundete; dem Land fehlen die Soldaten. Etliche Wehrfähige sind desertiert. Manche wurden rehabilitiert. Andere befinden sich außer Landes. Ein Großteil von wehrfähigen Ukrainischen Männern, ihre Zahl wird auf 150.000 Mann geschätzt, lebt allein in Deutschland, wo sie Bürgergeld kassieren und auch sonst bevorzugt behandelt werden.

Was ist dazu zu sagen? - Die EU kann dieses ukrainische Fass ohne Boden nicht endlos weiter zu füllen versuchen, um am Ende daran selbst zugrunde zu gehen, wobei dieses Szenario aus Sicht der Amerikaner wie der Russen sogar wünschenswert wäre. Ergo: Die EU müsste geschlossener und härter auftreten, damit sie am Ende dieses Krieges nicht als der eigentliche Verlierer dasteht, der finanziell und wirtschaftlich verblutet ist. Sie müsste auch mit der Ukraine selbst konsequenter verhandeln, um sich, - gleich den US-Amerikanern -, ihren Anteil am Bodenschätzen oder Naturalien (für ausstehende Entschädigungen für Waffenlieferungen aus der EU) zu sichern. Aber dieser Ausgleich der Ukraine an die EU trifft nicht minder zu für die uns Europäern von den Amerikanern präsentierten Rechnungen für US-Waffenlieferungen.Und irgendwann, wenn dieser Krieg einmal zuende ist, sollte sich auch die EU im größeren Stil am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen dürfen. Diese Rechte sollte sie sich (wie es auch die USA tun) schon hier und heute mit Brief und Siegel sichern. Diese Forderungen dann auch durchzusetzen, obliegt den Politikern.

Putin war nie ein Demokrat, und die ehemalige UDSSR, das zuvor zaristisch regierte oder heutige Russland war nie ein freies, demokratisches Land. Die Menschen dort scheinen vielfach das, was wir im sogenannten 'freien Westen' an Freiheiten und Möglichkeiten haben, nicht einmal zu vermissen. Viele Russen, wahrscheinlich die deutliche Mehrheit, wünschen sich ein starkes Russland, und solange Putin, unter dem es ihnen nicht schlecht ergangen ist, das Land mit fester Hand regiert, gehören ihm auch die Sympathien seines Volkes. Aber ein Potentat wie Putin, der auch mit der Orthodoxie einen Schulterschluss eingegangen ist und nun umso fester im Sattel sitzt, muss gar nicht vom eigenen Volk geliebt werden. Solange er allseits respektiert wird, dürfte das genügen. Übrigens ist die große Politik weder in Russland noch bei uns im Privatleben der Leute ein großes Thema. Denn solange man sich das, was man braucht, kaufen kann, ist man zufrieden und beschwert sich auch nicht. Brechts Ausspruch vom Fressen und der Moral scheint also immer noch der Fall zu sein, wie Ludwig Wittgenstein es ausdrücken würde. Man munkelt bei uns in den Medien zwar viel über die Kriegswirtschaft der Russen oder spekuliert sogar über einen möglichen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Aber unterschätzen wir nicht die Leidensfähigkeit der russischen Bevölkerung. Die Russen (und nicht viel anders die Chinesen) ertragen offenbar wirklich mehr als wir denken. Ich habe dazu manche Informationen von meiner in Russland lebenden und dort verheirateten Tochter erhalten. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Irkutsk (Sibirien), am Baikalsee. Dort merkt man nichts von Güterknappheit, Engpässen in der Produktion, Arbeitslosigkeit oder ähnlichen Problemen, die man bei uns im TV aufzutischen versucht. Das klingt nach westlicher Propaganda, ein bisschen zumindest ...

Machen wir uns keine Sorgen um die Russen, sondern eher um uns selbst, denn die Waffenlieferungen in die Ukraine, könnten der EU und vor allem uns Deutschen das Rückgrat brechen. Insbesondere wir Deutschen, die wir immer schon etwas ängstlicher waren als unsere Nachbarn, würden durch einen womöglich noch jahrelang andauernden Krieg in der Ukraine viel von unserem Wohlstand einbüßen. Daher, und auch aus anderen Gründen, möchte ich vor Kriegstreibern und ihrer Aufrüstungseuphorie bzw. Aufrüstungsphobie warnen. Der Spuk wird irgendwann vorüber sein, und dann werden wir erkennen, dass wir und unsere Politiker wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen wohl doch ein wenig zu sehr in Panik geraten sind. Und ob wir ohne einen solchen 'Deal' mit der Ukraine dann noch klarkommen, muss sich erst noch herausstellen.

Hubert Michelis, Banker, ehemaliger Franziskanermönch und freier Schriftsteller

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