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Woher weißt du, dass dein Blut röter ist? Vielleicht ist das Blut des anderen röter! (Talmud)

Woher weißt du, dass dein Blut röter ist? Vielleicht ist das Blut des anderen röter! (Talmud)
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Meine Mutter war eine herbe Frau, hart gegen sich, oft genug auch gegen ihre Kinder.

Meine Mutter war eine schöne Frau. Sie hatte so schwarze Haare wie keine der Mütter meiner Klassenkameradinnen. Gar zu gerne hätte ich ihre Haare und ihren dunklen Hautton geerbt. Mein Vater stammt von Rügen, „Südschweden“ genannt. Und genau so sah und sehe ich aus. Blonder Durchschnitt.

Mein Mutter – das allerdings erfasste ich erst viele Jahrzehnte später an ihrem Sterbebett –, meine Mutter also, hätte als jüdischer Phänotyp für Die rassischen Grundlagen des deutschen Volkes getaugt, mit Haut, Haar und Nase.

Was das für ihre Kindheit in den 30er und 40er Jahren und für die ganze Familie bis heute bedeutete, hat sich mir in seiner ganzen Wucht erst erschlossen, als ich die Geschichte meines Ur-Großvaters Edmund Wolfson erforschte. Mit jedem Informations-Bröckchen, das ich fand, versöhnte ich mich ein wenig mehr mit ihrem Schweigen, ihrer Schroffheit, ihrem Nicht-aus-ihrer-Haut-Können. Nach ihrem letzten Atemzug, durchfuhr es mich ich: ‚Wie eine jiddische Mame sieht sie aus...“

Und da war ich es selbst, die eine Schublade aufmachte, ein Etikett herausholte, nach dem Aussehen urteilte.

Es geht nicht anders. Aussehen, Körpersprache, nonverbale Signale dienen uns allen als hilfreiche Vor-Urteile. Sie sind einfach da, springen immer schneller auf etwas Irritierendes los als der prüfende Verstand. Eine instinktgeleitete Vorinstanz, die bei der ersten, groben Orientierung im Alltags hilft, mehr nicht.

Die Wölfe von Greifswald sind (auch) ein Plädoyer, nach dem ersten Sinneseindruck, den Verstand zu gebrauchen. Denn kann man wirklich so dumm sein, den Wert eines Menschen ausgerechnet an seinem Blut festzumachen? Wie wäre es statt dessen beispielsweise mit Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft oder Geduld?

Außerdem – deshalb sind Die Wölfe ein Roman und kein wissenschaftliches Essay zum Thema Umgang mit der Vergangenheit geworden – steckt hinter der Irritation, die das Andere hervorruft, fast immer eine unerhörte, spannende Geschichte!

Hat Ihnen der Impuls gefallen? Dann kontaktieren Sie uns einfach, gerne auch mich direkt

unter http://www.grenzgaenge.de/

Wir freuen uns auf Sie.

Seien Sie herzlich gegrüßt.

Angelika Hirsch, promovierte Religionswissenschaftlerin, Märchenerzählerin und Autorin

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