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dpa-Faktencheck

Supermarktkette Netto warnt nicht vor tierischen Produkten

Berlin (ots)

Das Foto eines Plakats, angeblich in einer Filiale der Supermarktkette Netto ausgehängt, sorgt für Aufregung in den sozialen Medien. Denn der Aushang - mit dem offiziellen Logo des Unternehmens versehen - mahnt die Kunden, künftig vom Verzehr von Fleisch, Milch oder Eiern abzusehen. Die industrielle Nutztierhaltung sei Ursprung von 80 Prozent aller Pandemien und darum "der ideale Nährboden für neue Krankheitserreger". Statt zu tierischen solle man darum besser zu pflanzlichen Lebensmitteln greifen (http://archive.vn/oazrv).

BEWERTUNG: Die vermeintlich offizielle Warnung vor tierischen Produkten stammt nicht von Netto. Fast wortgleiche Aushänge und Handzettel werden seit Wochen immer wieder auch in den Filialen anderer Supermarktketten gesichtet. Woher sie stammen, ist unbekannt.

FAKTEN: Viele Erreger wie etwa von Schweinegrippe oder von Ebola stammen von Wildtieren ab. Weil Menschen immer stärker in deren Lebensräume vordringen, gelangen ihre Nutztiere und - meist in der Folge - sie selbst in Kontakt mit Erregern, die das menschliche Immunsystem nicht in Schach zu halten vermag. (http://dpaq.de/9Ikhg).

Massentierhaltung sowie die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie können zudem gewaltige Infektionsketten auslösen. In Schlachthöfen wie der Fleischfabrik Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück ist es zuletzt zu Ausbrüchen des Coronavirus gekommen. Einzelne Supermarktketten beziehen darum vorerst keine Produkte mehr von dort (http://archive.is/bjhe5).

Netto hat jedoch keine Empfehlung an die Kunden ausgegeben, künftig besser ganz auf tierische Produkte zu verzichten. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur distanziert sich der Discounter ausdrücklich von dem Aushang - auch wenn er im offiziellen Unternehmensdesign gehalten sei. "Natürlich diskriminiert Netto keine Lebensmittel", so Unternehmenssprecherin Christina Stylianou. Man gehe gegen die Fake-Mitteilungen vor.

Bereits im April sind mahnende Plakate oder Handzettel mit nahezu identischem Wortlaut auch in anderen Discountern der Ketten Aldi Süd und Rewe aufgetaucht, stets unter dem jeweils offiziellen Logo. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur betont auch eine Sprecherin von Aldi Süd, "dass der Aushang nicht von Aldi Süd stammt". Aus der Rewe-Unternehmensleitung heißt es über einen entsprechenden Handzettel: "Das ist definitiv ein Fake. Bei aller Heterogenität unserer genossenschaftlichen Strukturen, eine solche Aussage ist weder von der REWE-Zentrale noch von selbstständigen REWE-Kaufleuten getätigt worden." Wer deren Urheber ist, sei bislang unklar.

Das Faktencheck-Team "Mimikama" recherchierte ebenfalls zu diesem Thema (http://archive.is/FWmpz, http://archive.vn/tJ8vw).

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Links:

Beitrag auf Facebook: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=704714473612645&set=a.143279186422846&type=3&theater(archiviert: http://archive.vn/oazrv)

Interview zu Ursachen und Verbreitung des Coronavirus mit dem Virologen Prof. Jonas Schmidt-Chanasit: https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/308483/pandemien-umwelt-und-klima (archiviert: http://dpaq.de/9Ikhg)

Bericht über Konsequenzen der Discounter nach "Tönnies-Skandal" auf "handelsblatt.com": https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/toennies-einzelhaendler-schraenken-fleisch-sortiment-ein/25953770.html (archiviert: http://archive.is/bjhe5)

Faktencheck "Mimikama" über gefälschte Rewe-Handzettel: https://www.mimikama.at/allgemein/corona-rewe-zettel/ (archiviert: http://archive.is/FWmpz)

Faktencheck "Mimikama" über gefälschte Aldi-Süd-Aushänge: https://www.mimikama.at/allgemein/aldi-corona-info/ (archiviert: http://archive.vn/tJ8vw)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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