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Evangelische Akademie Bad Boll

Die Welt braucht Aufklärung

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Zum 80. Jubiläum der Evangelischen Akademie Bad Boll drehte sich bei der Festveranstaltung am Sonntag (28.09.2025) alles um die Macht der Information. Die Festrede hielt der renommierte Publizist und Jurist Prof. Dr. Heribert Prantl. Den Akademiepreis erhielt elly, eine Beratungsstelle für Betroffene von Hatespeech in Thüringen.

Im September 1945 kamen Verantwortungsträger aus Wirtschaft und Recht zur ersten Veranstaltung in Bad Boll zusammen, erinnerte Akademiedirektor Dr. Dietmar Merz in seiner Begrüßung an die Geburtsstunde der Akademiearbeit. „Dieser Auftakt fand in der Überzeugung statt, dass Kirche, dass Christinnen und Christen eine besondere Verantwortung haben für die soziale und politische Gestaltung des Lebens, für eine gerechte und demokratische Gesellschaft. Dieser Auftrag ist aktueller und drängender denn je.“

Wenn es um den politischen Vorteil gehe, so Merz, dann sterbe die Wahrheit oft zuerst: Stichwort Fake News, alternative Fakten, gezielte Desinformation... Doch: „Wie schützen wir uns gegen Hass, Hetze und Manipulation und wie verteidigen wir zugleich das Grundrecht auf Meinungsfreiheit?“

Über Pressefreiheit, Wirkmacht des Internets und Misstrauen

Um diese Fragen zu beantworten, war der vielfach ausgezeichnete Autor und Journalist Prof. Dr. Heribert Prantl als Festredner eingeladen worden. Seine Antworten waren eingebettet in zahlreiche Anekdoten aus seinem facettenreichen Berufsleben – sehr zur Freude der vielen Gäste im gut gefüllten Festsaal:

Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Pressefreiheit „als Wesenselement des freien Staates“ und erinnerte an die Spiegelaffäre 1966 als „Sternstunde der Demokratie“. Er äußerte sich zur Wirkmacht des Internets und wie dieses den professionellen Journalismus in dessen Ausrichtung beeinflusst: „Weil es das Internet, mit seiner schnellen Methode der Informationsvermittlung gibt, kann sich der Zeitschriften- und Zeitungsjournalismus auf anderes konzentrieren“. Er könne jetzt Informationen destillieren, konzentrieren, auswerten und bewerten, er könne und müsse auf diese Weise Wegweiser sein im digitalen Wirrwarr.

Der ehemalige Leiter des Ressorts „Meinung“ der Süddeutschen Zeitung wies jedoch auch darauf hin, dass das verbreitete Misstrauen gegenüber dem professionellen Journalismus möglicherweise damit zusammenhänge, dass es diesem bisher nicht gelinge, ein echtes Forum für Austausch und Debatten zu schaffen, wie es der Journalist Dirk von Gehlen forderte. Und er nimmt seine Zunft in die Verantwortung, das ihr entgegenschlagende Misstrauen nicht „pauschal der Desinformation im Netz“ anzulasten. „Pressefreiheit ist Recht und Pflicht. Sie verlangt von allen Journalisten – auch im Internet – dass sie das Bestmögliche leisten. Und von Verlegern und Medienmanagern, dass sie Journalisten in die Lage versetzen, das Beste leisten zu können. Dann hat der Journalismus eine Zukunft, dann gewinnt er Glaubwürdigkeit und Vertrauen,“ so Heribert Prantls „journalistisches Glaubensbekenntnis“.

Über Trump, Lügen und den Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit

Heribert Prantl setzte diese „Wunschvorstellung“ auch ins Verhältnis zur Realität und hier beklagte er wie die „antidemokratische Symbiose aus Big Tech und Rechtspopulismus den demokratisch-politischen Diskurs zerstört (…) und wie klassische Medien kein Mittel dagegen finden.“ Natürlich sei eine Politik, die auf Lügen baut, nicht neu: „Schwindel, Lügen, Fälschung, Betrug habe es jeher in der großen und der kleinen Politik gegeben, aber wohl selten in der Dichte und der Alltäglichkeit wie bei Trump.

Der Gau wäre es laut Prantl, wenn Lüge und Wahrheit so sehr ineinander flössen, dass die Leute gar nichts und gar niemandem mehr glauben. Seine Forderungen dem entgegenzuwirken: Das Internet müsse von der Kontrolle durch Big Tech befreit werden, es müsse eine europäische Alternative zu X (vormals Twitter) geben sowie Sanktionsmechanismen und Aufsichtsbehörden für Internetplattformen.

Ein erster Schritt zur Aufklärung und zur neuen Mündigkeit könnte der Rückzug des professionellen Journalismus aus X sein. Denn letztlich gehe es darum: dem Digitalfeudalismus entgegenzutreten, die Informations- und Meinungsfreiheit gegen ihre Störer und gegen ihre Zerstörer zu verteidigen und den Ausgang aus der von Musk und Co. geforderten Unmündigkeit wiederzufinden.

Akademiepreisvergabe

Auf diesen analytisch-umfassenden Vortrag und nach einer musikalischen „Atempause“ mit den Jazz-Virtuosen Alexander „Sandi“ Kuhn am Saxofon und Gee Hye Lee am Piano folgte die Verleihung des Akademiepreises „Werte leben – Zukunft gestalten“. Die Wahl der Jury fiel auf elly, eine seit zwei Jahren aktive Beratungsstelle für Betroffene von Hatespeech in Thüringen. Gerade die Kombination aus umfassendem Konzept und großer Professionalität sowie persönlichem Engagement habe die Jury überzeugt, dass elly die passende Preisträgerin 2025 ist. Monika Appmann, stellvertretende Akademiedirektorin, überreichte den Preis an Jan Möller (Öffentlichkeitsarbeit) und Joscha Lell (Beratung) von elly.

Die Diesjährige Michaelisakademie wurde von der Kreissparkasse Göppingen unterstützt.

Weitere Informationen zu elly – Beratung: https://elly-beratung.de/

Weitere Informationen zum Förderkreis: https://www.ev-akademie-boll.de/akademie/foerderkreis.html

Die Fotos sind unter Nennung des Fotografen „Giacinto Carlucci“ kostenfrei nutzbar.

Bildbezeichnung: 1. Prof. Dr. Heribert Prantl

2. Gruppenfoto v.l.: Monika Appmann (stellv. Direktorin, Ev. Akademie Bad Boll), Sebastian Schneider (Regionaldirektor Ev. Bank Stuttgart, eine große Unterstützerin des Förderkreises), Jan Möller und Joscha Lell von elly, Prof. Dr. Heribert Prantl, Akademiedirektor Dr. Dietmar Merz (Ev. Akademie Bad Boll)

Gerne stehe ich Ihnen für Rückfragen per Mail oder telefonisch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Miriam Kaufmann, Referentin Kommunikation & Marketing

Evangelische Akademie Bad Boll

Akademieweg 11 | 73087 Bad Boll

Telefon: 07164 79-300 | miriam.kaufmann@ev-akademie-boll.de

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