ZZF - Zentralverband der Heimtierbranche e.V.
„Klare Regeln und Aufklärung“: Parlamentarischer Abend des ZZF mit Polit-Talk zu Qualzuchten
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Am 3. November 2025 stand beim Parlamentarischen Abend des ZZF – Zentralverbands der Heimtierbranche das Thema „Qualzucht verhindern“ im Fokus. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verbänden und der Heimtierbranche tauschten sich in Berlin über rechtliche Forderungen und gesellschaftliche Verantwortung aus.
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„Klare Regeln und Aufklärung“: Parlamentarischer Abend des ZZF mit Polit-Talk zu Qualzuchten
Berlin/Wiesbaden, 11. November 2025 - Eine Zucht, die beim Tier zu Leiden Schmerzen und Schäden führt, ist laut §11b des Tierschutzgesetzes seit 2013 verboten. Doch immer mehr Modehunde mit Atemnot und kranke Katzen mit Knickohren, vorgeführt von Prominenten auf dem roten Teppich, machen deutlich: Die Diskussion über Qualzuchten und ihre gesetzlichen Regelungen sind so wichtig wie noch nie.
Das Interesse am Parlamentarischen Abend des Zentralverbands der Heimtierbranche, der sich diesem Thema widmete, war entsprechend groß. Unter der Schirmherrschaft von MdB Anna Aeikens (CDU), Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, hatte der ZZF am 3. November ins Haus der Parlamentarischen Gesellschaft eingeladen.
Rund 80 Gäste fanden sich im Jakob-Kaiser-Haus ein, darunter Silvia Breher, Bundestierschutzbeauftragte und Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, sowie die Landestierschutzbeauftragten aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen. Ebenso stark vertreten wie die Akteure aus dem tierpolitischen Berlin waren die Verbände der Tierärzteschaft und weitere Verbände der Heimtierbranche.
„Das Thema ‚Qualzucht verhindern‘ liege allen am Herzen“, betonte ZZF-Präsident Nobert Holthenrich gleich zu Beginn der Veranstaltung. Tierfreunde, unterstrich Aeikens in ihrer Begrüßung, wollten eigentlich gute Bedingungen für ihre Heimtiere, doch sehe sie die gesellschaftlichen Trends mit Sorge.
ZZF fordert Definition von Qualzucht-Merkmalen
Mit Blick auf die gescheiterte Reform des Tierschutzgesetzes im letzten Jahr sieht der ZZF dringenden Handlungsbedarf: „Das Problem von Zuchtformen mit extrem ausgeprägten Merkmalen, die zu Tierleid führen, besteht ja weiter“, führte Holthenrich aus. „Es fehlt eine einheitliche rechtliche Grundlage, die klar definiert, in welcher Ausprägung ein Merkmal oder eine Zuchtform als Qualzucht gilt.“ Holthenrich plädierte für die Aktualisierung des wissenschaftlichen Gutachtens zur Auslegung von §11b des Tierschutzgesetzes aus dem Jahr 1999. Der Schutz von Heimtieren dürfe nicht von veralteten Kriterien abhängen. Auch Aufklärung sei ein entscheidender Beitrag – nicht nur auf Social Media, sondern gerade auch in schulischen Lehrplänen, die Tierwissen, Tierschutz und tiergestützte Pädagogik integrieren.
Klare Handhabe gegen Qualzucht fehlt
Die Folgen von Qualzuchten sieht Professor Dr. Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin und Autor des Buches „Das Kuscheltierdrama“, beinahe täglich vor sich auf dem Autopsietisch. Mehr als 80 krankhafte Veränderungen als Nebenwirkungen gewünschter Zuchtziele wie Gigantismus oder Kindchenschema seien heute bekannt – und würden billigend in Kauf genommen, weil „Hunde immer mehr als Markenprodukte betrachtet werden.“
In der von ZZF-Kommunikationsleiterin Antje Schreiber moderierten Gesprächsrunde forderte Gruber daher klare Regeln. Als Vorbild nannte er die Niederlande mit spezifischen Grenzwerten für die Zucht; hier muss etwa die Schnauze des Hundes ein Drittel der Kopflänge aufweisen.
Dr. Christine Bothmann, Präsidentin des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), kritisierte im Kampf gegen Qualzuchten und ihre Folgen ebenfalls das legislative Defizit: Tierärztinnen und Tierärzten fehle bislang eine klare Handhabe in Form von gerichtsfesten Vorgaben. Eine Beschränkung des Marktes über Maßnahmen wie eine Positivliste lehnte Bothmann ab, da Verbote die Nachfrage eher attraktiver machen würden. Auch Prof. Gruber sprach sich deutlich gegen eine Positivliste aus.
Umdenken in der öffentlichen Wahrnehmung
Dass nicht nur Hunde und Katzen von Defektzuchten betroffen sind, sondern auch Tierarten aus der Terraristik, führte ZZF-Vorstandsmitglied Volker Ennenbach aus seiner Erfahrung als Inhaber von „Das Tropenparadies“ auf: Reptilien mit speziell gezüchteten Zeichnungen oder Farbschlägen zum Beispiel könnten gesundheitliche Probleme wie Geschwüre entwickeln. Auch als Züchter, so Ennenbach, sehe er eindeutige Regelungen als unerlässlich an. Hinzu komme das Problem, dass der Tierschutz auf internationaler Ebene oft einen weniger ausgeprägten Stellenwert habe.
Um Qualzuchten zu verhindern, war sich die Gesprächsrunde einig, müssten Tierhaltende noch stärker sensibilisiert und über ihre Folgen – nicht nur für die Tiere selbst – aufgeklärt werden. Wer sich ein Tier mit Qualzucht-Merkmalen anschaffe, müsse sich der enormen Kosten für Medikamente oder Operationen bewusst sein, die ein betroffenes Tier mit sich bringen könne. Neben gesetzlichen Vorgaben sei ein Umdenken in der Gesellschaft entscheidend: Qualzuchten sind weder niedlich noch schick, sondern aufgrund ihrer Leiden bedauernswert.
Nach dem Diskurs nutzten die Gäste aus Politik, Verbänden, Handel und Industrie beim Get-Together die Gelegenheit, sich intensiv über das Thema „Qualzucht verhindern“ auszutauschen. Im Rahmen des Parlamentarischen Abends bildete sich zudem besonders mit den Verbänden der Tierärzteschaft der gemeinsame Konsens heraus, das Thema verstärkt in die breite Öffentlichkeit zu tragen und durch weitere Maßnahmen ins gesellschaftliche Blickfeld zu rücken.
Für Rückfragen/Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.
Pressekontakt:
Antje Schreiber 0611 447553-14
Stefanie Klinge-Engelhardt 0611 447553-13
ZZF
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