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Deutsche Marine: Gefahr auf See - Marine hilft

Deutsche Marine: Gefahr auf See - Marine hilft
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Glücksburg (ots)

Gefahr auf See
Gleich drei medienwirksame Überfälle am Horn von Afrika innerhalb 
weniger Tage - das Thema moderne Piraterie sorgt für Aufmerksamkeit. 
Doch Experten warnen schon seit Jahren vor den Gefahren.
Von Dirk Siebels
Die Entführung der französischen Luxusyacht "Ponant", ein 
gekaperter spanischer Fischkutter und der von der Fregatte EMDEN 
vereitelte Angriff auf einen japanischen Supertanker: Diese drei 
Vorfälle am Horn von Afrika haben die Gefahr durch Piraterie wieder 
in den Fokus gerückt. Und die Piraten von heute haben nichts mehr mit
der romantischen Vorstellung von Freibeutern mit Augenklappe und 
Holzbein gemein, im Gegenteil: Schwerbewaffnete Angreifer, die ein 
Schiff kapern und die Besatzung als Geiseln nehmen, um Lösegeld zu 
erpressen - viele Deutsche hätten dieses Szenario wohl vor kurzem 
noch für unmöglich gehalten.
Doch das Problem ist seit Beginn der 90er Jahre immer drängender 
geworden. Zwar ging die Zahl der weltweit registrierten Fälle 
zwischen 2003 und 2006 stetig zurück, 2007 jedoch wurden wieder mehr 
Überfälle registriert. Das International Maritime Bureau (IMB) 
meldete in seinem Jahresbericht 263 Übergriffe weltweit, "wobei zu 
beachten ist, dass bei allen offiziellen Zahlen eine Dunkelziffer von
annähernd 50 Prozent hinzugerechnet werden muss", wie Dieter Berg, 
Projektleiter Piraterie bei der Münchener Rück, betont. Viele 
Schiffseigner melden Überfälle nicht, wenn die Piraten nur Geld oder 
Teile der Ladung rauben; steigende Versicherungsprämien sind auf 
Dauer teurer als der Verlust durch einen Überfall.
Der wirtschaftliche Schaden, den Piraten 2007 anrichteten, wird 
vom IMB auf rund 13 Milliarden Euro geschätzt. Und ein gefährlicher 
neuer Trend könnte dafür sorgen, dass sich dieser Betrag noch 
deutlich erhöht: Die Besatzung, oder bei exklusiven Kreuzfahrten 
gleich sämtliche Passagiere, werden immer öfter als Geiseln genommen.
Das damit erpresste Lösegeld übersteigt den Inhalt des Bordtresors um
ein Vielfaches. Im Jahr 2007 waren bereits 292 Seeleute zeitweise in 
der Gewalt von Piraten. Eine Tochter des britischen 
Versicherungskonzerns Lloyd´s bietet bereits eine eigene Police für 
Lösegelderpressungen an - Verhandlungen mit den Entführern inklusive.
Über 90 Prozent aller Waren werden auf dem Seeweg gehandelt
In der Öffentlichkeit ist die Bedeutung der Seewege kaum bekannt: 
Mehr als 90 Prozent des Welthandels werden darüber abgewickelt, seit 
1990 ist der Seehandel um durchschnittlich 3,6 Prozent pro Jahr 
gewachsen. Und im Zeitalter der Globalisierung ist kein Ende dieser 
Entwicklung absehbar, da der Transport über See konkurrenzlos günstig
ist. Einen Container von Hongkong nach Hamburg zu verschiffen kostet 
in etwa genauso viel wie der Transport des gleichen Containers per 
Lastwagen von Hamburg nach München.
Doch während im Flugverkehr die Sicherheitsvorkehrungen in den 
vergangenen Jahren ständig erweitert wurden, stecken sie auf See erst
in den Anfängen. Häufig sind selbst grundlegende Informationen 
unbekannt, etwa wer ein Schiff besitzt oder welche Ladung sich an 
Bord befindet.
Ein weiteres Problem: die Konzentration auf wenige Seewege und 
große Häfen. Drei Viertel des gesamten Seehandels werden von 
Kapitänen vorsichtig durch einige wenige Engpässe manövriert. Dazu 
zählen künstliche Wasserstraßen (vor allem Panama- und Suezkanal), 
aber auch Meerengen wie der Ärmelkanal oder die Straße von Gibraltar.
Gefährliches Nadelöhr: Die Straße von Malakka
Das beste Beispiel für potenzielle Gefahren ist die Straße von 
Malakka. Rund ein Viertel der weltweit auf dem Seeweg gehandelten 
Waren passieren den Wasserweg in Südostasien; etwa 80 Prozent des 
Öls, das Japan, China und Südkorea importieren, wird durch dieses 
Nadelöhr transportiert. Ein einziger Terroranschlag, beispielsweise 
die Explosion eines Gastankers, könnte die teilweise nur knapp über 
einen Kilometer breite Meerenge vorübergehend unpassierbar machen - 
ein schwerer Schlag für den weltweiten Warenverkehr.
"Untermauert wird die Erwartung eines Angriffs auf die Schifffahrt
durch Äußerungen Osama bin Ladens, wonach die Weltwirtschaft als 
vorrangiges Ziel von Anschlägen bestehen bleibe", betont der 
Terrorismus-Experte Rolf Tophoven. Und neben der akuten Gefahr durch 
Terroranschläge haben terroristische Gruppen die Piraterie als 
Einnahmequelle für sich entdeckt. Die Grenze zwischen Piraterie und 
Terrorismus verschwimmt so immer mehr.
Deutsche Marine greift im Notfall ein
Auch die Deutsche Marine ist davon betroffen. Der von der Fregatte
EMDEN vereitelte Angriff auf einen japanischen Tanker hat gezeigt, 
wie real die Bedrohung ist. "Insgesamt richten sich die Befugnisse 
der Deutschen Marine nach dem allgemeinen Seerecht", betont der 
Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker. "Danach 
besteht eine grundsätzliche Pflicht aller Staaten zur Zusammenarbeit 
bei der Bekämpfung der Seeräuberei in internationalen Gewässern."
Gezielt Jagd auf Piraten, beispielsweise vor der Küste Somalias, 
macht die Marine allerdings nicht. "Eine Bekämpfung seeräuberischer 
Aktivitäten ist nicht Teil des Auftrags der Operation Enduring 
Freedom und auch nicht Gegenstand des Bundestagsmandats", 
unterstreicht Stricker. Bei einem Angriff auf ein Handelsschiff 
dürfen deutsche Soldaten daher nur im Rahmen der Nothilfe eingreifen,
also dann, wenn der Gefahr für Schiff und Besatzung nicht anders 
begegnet werden kann.

Pressekontakt:

Presse- und Informationszentrum Marine
Presseoffizier
Henning Radtke
Telefon: 04631-6664412
henningradtke@marine.de

Original-Content von: Presse- und Informationszentrum Marine, übermittelt durch news aktuell

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