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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum SPD-Parteitag

Bielefeld (ots)

Opposition ist Mist, muss aber nicht 39 Jahre
dauern. Der scheidende SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat Recht. 
Außerdem: Solange wie die CDU in NRW nach ihrem Absturz 1966 warten 
musste, dürfte es bei der SPD auf Bundesebene mit den wieder besseren
Zeiten wohl kaum dauern.
Aber eines ist klar: Der heute beginnende SPD-Bundesparteitag in 
Dresden ist noch lange kein Neuanfang. Drei Tage haben die Genossen 
vorgesehen, um das Debakel bei der Bundestagswahl aufzuarbeiten. 
Diese Zeit braucht die Partei auch.
 Dramatische Tage stehen bevor, aber zur Nacht der langen Messer muss
es nicht kommen. Putschisten und Rächer finden nichts und niemanden, 
den sie stürzen oder meucheln könnten.
Jeder der 500 Delegierten weiß, wie es um die SPD auch daheim im 
eigenen Bezirk steht. Die Linkspartei hat bis ins letzte Dorf Stimmen
abgefischt. Gerade im Ortsverein wird die Überalterung der Partei 
jedem offenbar.
Franz Müntefering überlässt in Dresden Sigmar Gabriel kampflos das 
Feld. Und wer sich an Frank-Walter Steinmeier abarbeiten will, stößt 
ins Leere. Der gescheiterte Kanzlerkandidat steht nicht zur Wahl.
Außerdem: Wer den einen Lipper prügelt, eventuell wegen des fixen 
Griffs nach dem Fraktionsvorsitz, meint im Kern den anderen, nämlich 
Gerhard Schröder. Und dass der sich blicken lässt, ist eher 
unwahrscheinlich.
Die Partei braucht Zeit, sich neu zu finden. Zugleich ist es wichtig,
zumindest auf Länderebene trotzige Signale zu setzen. Doch dazu 
fehlen die Gelegenheiten. Die beinahe schon kommunistisch-orthodoxe 
Linkspartei in NRW verstellt jede Hoffnung auf einen schnellen 
politischen Swingback bei der Landtagswahl am 9. Mai 2010 an Rhein 
und Ruhr.
Selbst die jüngsten, erfrischend offensiven Attacken des 
Oppositionsführers Steinmeier auf Angela Merkels erste schwarz-gelbe 
Regierungserklärung sind kein Garant für schnelle Besserung. Wortwahl
und Stil erinnerten doch sehr an das, was Parteivize Hannelore Kraft 
seit 2005 im NRW-Landtag mit großem Einsatz zeigt, ohne dass es 
Wirkung erzielt.
Die SPD wird sich mehr Links als in der Mitte der Gesellschaft neu 
aufstellen, die Agenda 2010 möglichst schnell vergessen, so tun als 
sei die Rente mit 65 sicher und so harte Kärrnerarbeit leisten, wie 
sie seit Hans-Jochen Vogel kein Vorsitzender mehr eingefordert hat.
Die Partei braucht die inhaltliche Erneuerung, aber auch die 
personelle Verjüngung. Vor allem Aufbau und Motivation jüngerer 
Leistungsträger dürfte besonders schwierig sein.
Niemand sollte sich wundern, wenn die Sozialdemokraten dazu 
Experimente wagen oder an linksintellektuelle Traditionen der 
rotgoldenen 1970er Jahre anzuknüpfen versuchen.
Es ist legitim, dass die SPD wieder alle Schichten durchdringt. Auch 
die Union möchte wissen, ob und wie Volksparteien noch eine Chance 
haben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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