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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Insolvenz von Quelle

Bielefeld (ots)

Wo sind die Familien, die bei Anbruch der
dunklen Jahreszeit mit glänzenden Augen einen Katalog bunter Bilder 
betrachten? Und wo die Jungen und Mädchen, die mit der Schere die 
Objekte ihrer kindlichen Wünsche ausschneiden und vor Weihnachten auf
einen Zettel kleben?
Vielleicht sind sie gerade »shoppen«, schlendern an vollen 
Schaufenstern vorbei. Oder sie surfen durch das Internet.
 Jede Einkaufsform hat ihre Zeit. Kaufhaus und Versandhandel haben 
ihre guten Jahrzehnte hinter sich. Das Pech der inzwischen 
insolventen Arcandor AG war, dass sie mit Karstadt und Quelle gleich 
zwei rückläufige Einzelhandelsformen unter ihrem Dach vereinte. Ebay 
und Amazon trugen zum Tod beider Konzernteile bei.
Quelle ist so eng mit der Nachkriegsgeschichte und dem deutschen 
Wirtschaftswunder verbunden wie sonst vielleicht nur der VW-Käfer, 
Jacobs Krönung und der Lesering von Bertelsmann. Damals erschien es 
fast unvorstellbar, dass ein solches Unternehmen irgendwann 
verschwinden würde. Doch genau das ist für die 10 500 Beschäftigten 
des Fürther Konzerns nun Wirklichkeit geworden. Sie stehen vor dem 
Nichts. Nur wenige haben eine Ausbildung, mit der sie etwas anfangen 
können. Es gibt weit und breit in Franken keinen anderen 
Versandhändler, der sie auffangen könnte.
Und trotzdem war es richtig, dass die Bundesregierung aus Quelle 
keinen zweiten Fall Opel gemacht und das Sterben nicht mit Hunderten 
Millionen Euro verlängert hat. Nostalgie füllt nämlich keine 
Bestellzettel. Etwas Anderes ist es, einen Teil der Summe jetzt zur 
Qualifikation der ehemaligen Beschäftigten zu verwenden.
Das Aus für Karstadt und Quelle beweist außerdem ein Mal mehr: 
Fusionen sind keine Allheilmittel. Kaufhaus und Versand werkelten 
nebeneinander her. So waren Synergien nicht zu heben.
Beschleunigt wurde der Niedergang von Quelle durch Fehlentscheidungen
des Managements. Hunderte Millionen Euro, mit denen der Versandhandel
hätte modernisiert werden können, wurden stattdessen in den Aufbau 
der Noris-Bank und einer Versicherung gesteckt. Beide konnten nie die
Rendite-Erwartungen erfüllen - geschweige denn die Löcher in der 
Konzernkasse stopfen.
Am Ende hätten die Geld gebenden Banken die Insolvenz vielleicht noch
ein Mal verhindern können. Doch sie verweigerten sogar die 
Verlängerung des so genannten Factorings, ohne das kein Versandhandel
funktionieren kann. Unter den Umständen wäre es fast einem Wunder 
gleichgekommen, wenn ein Investor trotz alledem das 
Traditionsunternehmen noch in letzter Minute aufgefangen hätte.
Trotz Shopping-Erlebniskäufen und Internet: Ganz wird der 
Versandkatalog mit Quelle nicht verschwinden. Otto findet ihn weiter 
gut. Und anders als der große Jahres- haben die kleineren 
Spezialkataloge durchaus noch ihr Publikum. Wie lange? Darüber 
entscheidet der Verbraucher.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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