Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 60 Jahre Volksrepublik China

Bielefeld (ots)

Machen wir uns nichts vor. Eine glanzvolle
Parade macht noch keinen Staat, schon gar nicht einen stabilen. Vor 
ziemlich genau 20 Jahren feierte die DDR glanzvoll ihr 40-jähriges 
Bestehen. Schon Wochen später war sie nur noch Geschichte.
Nur weil Chinas kommunistische Partei inzwischen eine der weltweit 
längsten Einparteienherrschaften aufrecht erhält, muss der innerlich 
extrem vielfältige, man könnte auch sagen zerrissene 
1,3-Milliarden-Einwohner-Staat nicht von ewiger Dauer sein.
Wir wissen um das schwere Los der Tibeter. Wir erfahren wenig, aber 
meist Erschreckendes über die Unterdrückung der Uiguren. Kaum bekannt
ist, dass Falun-Gong-Anhänger im ganzen Land gezielt getötet werden -
manche sagen sogar zwecks Organentnahme.
Zugleich bilden sich moderne Mittelschichten, die Autos und 
Eigentumswohnungen kaufen können. Es gibt die totale Kontrolle des 
Internets, aber auch das Zurückschrecken des Staates vor seiner 
Web-affinen Bevölkerung, wenn auf jeden privaten Rechner 
Überwachungssoftware geladen werden soll. Auf dem Land herrschen 
Hunger und Elend, ist selbst Sklavenarbeit möglich. Kinder sterben an
Umweltgiften, die auch den Alten Krebs und Leiden bescheren.
Für einen antidemokratischen Unterdrückerstaat, der nur scheinbar 
Wahlrecht und Mitsprache erlaubt, aber zugleich wirtschaftlich extrem
erfolgreich und vermögend ist, gibt es in der europäischen 
Zeitgeschichte kaum Vergleichbares. Allenfalls das späte deutsche 
Kaiserreich, das alte Herrschaft und unglaublich starke neue Dynamik 
verband, kommt dem China von heute nahe. Hierzulande fand damals eine
industrielle Revolution statt, während Frauen gar nicht und arme 
Arbeiter nur scheinbar wählen durften. Die damalige Rüstungs- und 
Kanonenbootpolitik fand gestern eine Entsprechung in der 
Angeberparade von Peking.
Die Revolutionsfeiern vor dem roten Kaiserpalast in Peking machen uns
etwas vor. Man könnte glauben, wir hätten es mit einem Solitär zu 
tun, dessen Wert und Reinheit 1,3 Milliarden blaue Ameisen sicher 
stellen. Weit gefehlt. Tatsache ist, dass es seit Jahren tagtäglich 
irgendwo in dem Riesenland zu Protesten und Streiks verbunden mit 
Ausschreitungen kommt.
Wir wissen nicht, wie und wie lange es mit dem scheinbar geduldigen 
gelben Riesen weitergeht. Die Wende zur Freiheit, wie sie Europa 1989
völlig veränderte, ist nicht zwangsläufig.
Chinas abgehobene Führung leistete sich eine Monster-Schau, von der 
das längst vergessene Volk ausgesperrt blieb. 70 Millionen 
kommunistische Kader mögen als letzte Chinesen noch an Maos Ideologie
der gerechten Teilhabe glauben. Tatsächlich erleben 1,23 Milliarden 
Landsleute, dass sie selbst Ausbeutung und Verelendung ausgeliefert 
sind, wenn sie nicht spuren wie die Pekinger Paradesoldaten von 
gestern.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 30.09.2009 – 19:08

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Kaukasus-Krieg

    Bielefeld (ots) - Der Kaukasus-Krieg von 2008 zwischen Russland und Georgien hatte die schwerste Krise zwischen Ost und West seit Ende des Kalten Krieges ausgelöst. Dem Bericht der EU zum Ausbruch dieses Krieges zufolge kann sich Georgiens Präsident Michail Saakaschwili nicht mehr als Opfer einer groß angelegten russischen Offensive präsentieren. Man muss ...

  • 30.09.2009 – 19:06

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Arbeitsmarkt

    Bielefeld (ots) - Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist ebenso erfreulich wie überraschend: Auch im September ist die Zahl der Erwerbslosen entgegen vieler Expertenvorhersagen gefallen. Genau wie die Konsumneigung der Bürger, so trotzt auch der Arbeitsmarkt der heftigsten Krise seit 80 Jahren. Bei einem Einbruch der Wirtschaftskraft von etwa fünf Prozent ...

  • 30.09.2009 – 19:04

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Amokläufen

    Bielefeld (ots) - Amokläufe in Erfurt, Winnenden, Ansbach: Nachdem der erste Schmerz abgeklungen ist, schlägt die Stunde der sogenannten Experten. Psychiater, Medienpädagogen, Juristen, Kriminologen und Ingenieure versuchen zu erklären, warum die Bluttat geschah und wie sie sich in Zukunft vielleicht verhindern ließe. Die Palette der Vorschläge reicht von ...