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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Arcandor:

Bielefeld (ots)

Seit Rüdiger Günther den Chefsessel beim
Harsewinkeler Landmaschinenhersteller Claas aufgeben musste, zeigt er
ein Händchen für »unmögliche« Aufgaben: zunächst bei Infineon und nun
als Finanzvorstand beim Einzelhandels- und Touristikkonzern Arcandor.
Die Banken sind wieder einmal wenig geneigt, die Kreditlinien zu 
verlängern bzw. der früheren Karstadt-Quelle AG mit neuen Darlehen 
unter die Arme zu greifen. Das Problem ist nicht neu. Schon unter 
Ex-Vorstandschef Thomas Middelhoff stand der Konzern deshalb kurz vor
der Insolvenz.
Damals war es allerdings noch verpönt, den Staat um Hilfe anzugehen. 
Heute scheint jeder Manager eines größeren Konzerns die Nummer des 
Bundeswirtschaftsministers in seinem Handy gespeichert zu haben - und
gleich danach die Nummer des SPD-Kanzlerkandidaten für den Fall, dass
Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg sich störrisch zeigen sollte. 
Einen Staatskredit von mehr als 200 Millionen Euro fordert 
Middelhoffs Nachfolger Karl-Gerhard Eick, zuzüglich einer Bürgschaft 
über 650 Millionen Euro. Als Argument dient wie immer der 
Arbeitsmarkt. Sind, so wird gefragt, 50 000 Arcandor-Arbeitsplätze 
weniger wert als 26 000 Jobs bei Opel?
Die Frage ist allerdings falsch gestellt. Richtig wäre: Ist ein 
Arbeitsplatz bei Karstadt mehr wert als bei Galeria Kaufhof, Edeka, 
Rewe oder in einem ECE-Center wie dem Oeynhausener Werrepark? Für all
diese verschlechtert sich die Wettbewerbssituation, wenn der Staat 
einseitig zu Gunsten von Karstadt eingreift. Das Argument, ohne das 
traditionelle Kaufhaus würde die City veröden, hat in den achtziger 
und neunziger Jahren gezogen. Heute zöge es eventuell noch in 
Kleinstädten. Da hat sich Karstadt aber längst zurückgezogen. Man 
übergab die Kaufhäuser an Hertie - und damit in die Insolvenz.
In den Mittel- und Oberzentren aber ist das Kaufhaus nicht Opfer der 
Krise, sondern des Wettbewerbs. Die zum Otto-Konzern gehörende 
Investment-Gesellschaft ECE hat, nachdem sie mit Einkaufszentren auf 
der grünen Wiese auf Widerstand gestoßen ist, die Innenstadt für sich
entdeckt. Dabei findet der Konzern erstaunlich gute Lösungen, um alte
Bausubstanz neu zu nutzen oder neue Bauten städtebaulich sinnvoll in 
bestehende Komplexe einzugliedern. Neue Projekte von Saarbrücken über
Oldenburg bis Bielefeld zeigen: ECE setzt weiter auf Wachstum im 
Handel.
Auf der anderen Seite wird das Kaufhaus à la Karstadt ebenso von 
Modehäusern wie H & M und Zara bedrängt. Auch das innerstädtische 
Fachgeschäft behauptet sich gut. Man kann das Kaufhaus ob der 
Konkurrenz bedauern. Aber schließlich sind die Kaufhäuser selbst 
dadurch groß geworden, dass sie im ausgehenden 19. Jahrhundert andere
Formen des Handels verdrängten.
 Handel ist Wandel. Das war so. Und das soll so bleiben. Vielleicht 
eröffnet eine Fusion von Karstadt und Kaufhof dennoch eine Chance, 
dass das Kaufhaus nicht ganz aus dem Stadtbild verdrängt wird.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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