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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Nepal:

Bielefeld (ots)

Lange hat es nicht gedauert. Nur etwa acht
Monate hielt sich die von Maoisten geführte Regierung in der dünnen 
Höhenluft von Kathmandu. Für die meisten Nepalesen ist der Rücktritt 
ein Grund, aufzuatmen. Der Allmachtsanspruch des Premierminister 
Pushpa Kamal Dahal, besser bekannt unter seinem Namen aus 
Guerilla-Zeiten »Comrade Prachanda«, hat am Ende alle anderen nur 
noch genervt.
Formal ging es darum, ob die Regierung das Recht hat, einen General 
zu entlassen. Tatsächlich sollte in der Armeespitze Platz für 
»verdiente« Ex-Guerillakämpfer geschaffen werden. Dagegen legten sich
nicht nur die anderen Parteien, sondern auch das Oberste Gericht 
quer.
Bei den Wahlen 2008 hatten die Maoisten den größten Stimmenanteil 
gewonnen. Internationale Beobachter attestierten damals einen fairen 
Verlauf - trotz massiven Drucks der ideologisch mit dem »Leuchtenden 
Pfad« in einer Linie stehenden Guerilla auf die Wähler. Viele 
Nepalesen votierten damals vor allem deshalb für die ehemaligen 
Buschkämpfer, weil sie sich von deren Beteiligung an der Regierung 
endlich Ruhe und Frieden erhofften.
Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Statt sich auf die großen 
sozialen Probleme des armen Himalaya-Staates zu konzentrieren und 
wenigstens die größten Verbrechen des zehnjährigen Bürgerkriegs 
aufzuarbeiten, verzettelteten sich die Maoisten in einen 
bürokratischen Kleinkrieg. Die Bevölkerung musste den Eindruck 
gewinnen: Recht haben und Recht bekommen bleibt eine Frage des 
politischen Einflusses.
Außenpolitisch nutzten die Chinesen ihren Einfluss bei den Maoisten, 
um ihre Tibet-Politik abzusichern. Dabei spielte Peking mit harten 
Bandagen. Weil Chinas Botschafter die Demonstrationen in Kathmandu 
vor den Olympischen Spielen nicht verhindern konnte, wurde er kurz 
darauf ersetzt. Klar, dass außer den Tibetern auch das Nachbarland 
Indien diese Entwicklung mit Sorge beobachtet hat; mehr noch: Delhi 
verstärkte seinerseits den Druck auf Nepal, in dem es weniger Strom 
und Benzin lieferte. Unbezahlte Rechnungen bildeten den offiziellen 
Grund. Zum Schluss wurden die Schlangen vor den Tankstellen immer 
länger. Strom gab es in der Hauptstadt nur noch stundenweise. 
Verstärkt wird die Energiekrise durch die regelmäßígen Streiks in der
dem Himalaya vorgelagerten Ebene Terai, wo die Minderheit der Madeshi
für ihre Rechte kämpft.
Was bringt die wahrscheinliche neue Mehrparteienregierung? Auf keinen
Fall eine Rückkehr zur Monarchie. Der letzte König, dessen Palast in 
der Hauptstadt inzwischen in ein Museum umgewandelt und allgemein 
zugänglich ist, genießt anders als sein Vorgänger in der Bevölkerung 
keine Sympathie. Nicht ausgeschlossen ist dagegen, dass der 
Bürgerkrieg neu aufflammt. Zu viele, vor allem junge Maoisten sahen 
im Frieden ihre Erwartungen enttäuscht. Statt auf einem Staatsposten 
landeten sie in der Arbeitslosigkeit.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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