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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Opel-Krise

Bielefeld (ots)

Opel steht vor einer Kreuzung. Die Weiterfahrt
entscheidet über die Zukunft des Konzerns.
 Unter der Flagge von General Motors (GM) einfach geradeaus fahren 
würde geradewegs in die Pleite führen. So versammelt sich eine lange 
Schlange - Beschäftigte, Gewerkschafter, Politiker - derzeit in der 
linken Spur. Diese Straße ist breit, scheint gut ausgebaut. Nur ist 
die Weiterfahrt an eine teure Maut gebunden. Unter fünf Milliarden 
scheint es nicht zu gehen. Bezahlt werden soll das Geld von anderen. 
Es beim Staat zu besorgen ist Aufgabe der Politiker. Prominente Namen
haben die Sache der Opelaner zur ihren gemacht: Franz-Walter 
Steinmeier, Jürgen Rüttgers, Roland Koch.
In der anderen Spur versammeln sich vor der Kreuzung diejenigen, die 
fest zur Marktwirtschaft stehen. Sie wollen nicht Steuergelder in ein
privates Unternehmen geben, um damit grobe Fehler des Managements 
auszugleichen. Der Mindener CDU-Finanzexperte Steffen Kampeter ist 
einer von ihnen; Innenminister Wolfgang Schäuble und der neue 
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scheinen 
zumindest eine gewisse Sympathie zu empfinden. Dominiert aber wird 
diese Spur von den Liberalen in der FDP.
Alle schauen nun auf die Kanzlerin. Sie befindet sich im Zentrum des 
Geschehens. Aber es ist ganz offensichtlich, dass ihr die 
Entscheidung schwer fällt Biegt Angela Merkel nach rechts ab, 
riskiert sie, weitere Sympathiewerte im Kampf gegen ihren 
Konkurrenten und neuen Arbeiterführer Steinmeier zu verlieren.
Fährt sie nach links, kann sie sich als Retterin der Großen Koalition
und von 28 000 Arbeitsplätzen feiern lassen. Gleichzeitig wird Merkel
jedoch weiter Stimmen vor allem aus dem Mittelstand an die FDP 
verlieren. Politisch gesehen könnte Merkel auf diese Weise die 
Mehrheit für eine schwarz-gelbe Koalition sichern, aber die 
Unterstützung eines Teils ihrer eigenen Partei verlieren.
 Fraglich ist, ob die Milliarden, die der Staat in dem Fall zu zahlen
hat, Opel dauerhaft retten werden. Fraglos werden weltweit zu viele 
Automobile produziert. Möglicherweise geht Opel nur den früheren Weg 
des Baukonzerns Holzmann, bei dem die Gelder aus der Staatskasse den 
Tod nur hinauszögerten.
Dann nicht lieber doch sofort in die Insolvenz? Das neue Recht ist 
darauf ausgelegt, ein Fortbestehen gesunder Unternehmensteile zu 
ermöglichen. Am Ende könnten dadurch möglicherweise mehr 
Arbeitsplätze gerettet werden als durch einen langsamen Tod.
Fest steht: Angela Merkel darf mit ihrer Entscheidung nicht zu lange 
warten. Sonst fährt Opel weiter geradeaus - in den gleichen Abgrund 
wie GM.
Damit es weiter gehen kann, braucht Opel die Verfügung über die 
Patentrechte. Das gilt sowohl für den Fall der Insolvenz wie auch für
den staatlichen Rettungsschirm. Dass die Verfügung über die Patente 
von GM zur US-Administration und damit zu Barack Obama gewechselt 
ist, macht das Geschäft nicht leichter.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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