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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Pakistan

Bielefeld (ots)

Nun ist der ewige Pervez Musharraf also doch
zurückgetreten. Alle Winkelzüge und Tricks, die willkürlichen 
Amtsenthebungen, Verhaftungen und Verfassungsbrüche haben Pakistans 
Diktator am Ende nichts mehr genützt. Er hatte weder das Vertrauen 
der neuen Regierung noch des Volkes. Und was das Wichtigste ist: Er 
hatte zuletzt sogar die Unterstützung des Militärs verloren.
Das Vertrauen der anderen großen Macht im Lande, der Mullahs und 
ihrer Koranschüler, hatte er ohnehin nicht besessen. Musharraf 
entstammt zwar der gleichen Armee wie jener Zia ul-Haq (1978-1988), 
der während seiner Diktatur in Pakistan erstmals das religiöse über 
das weltliche Gesetz gestellt hat. Aber ideologisch stand er von 
Anfang an dem Militär in der Türkei, wo er persönlich viele Jahre 
seines Lebens verbrachte, näher als den verschrobenen Ideen des 
Vorvorgängers.
Als es nach dem Anschlag auf das New Yorker World Trade Center im 
September 2001 zum Schwur kommen musste, stellte sich der 1999 durch 
einen unblutigen Putsch an die Macht gekommene General endgültig auf 
die Seite der USA. Aus Musharraf wurde »Busharraf«. Und dieser tat 
alles, um sich im Westen unentbehrlich zu machen. Forderungen nach 
Demokratisierung und Einhaltung der Menschenrechte begegnete er mit 
der Drohung, dass dann erst das Chaos und anschließend die Herrschaft
der Taliban anbrechen würden.
Den Spagat, nach Außen den Verbündeten gegen den Terrorismus zu geben
und trotzdem im Innern nicht als Verräter gescholten zu werden, hielt
er einige Jahre mehr schlecht als recht durch. Sein Ruf und der des 
Westens wurden in dieser Zeit in der pakistanischen Bevölkerung nicht
besser. Die Wende kam, als die frühere Premierministerin Benazir 
Bhutto mit Unterstützung der USA ins Land zurückkehrte. Ihre 
Ermordung im vergangenen Dezember war der Anfang vom Ende der 
Herrschaft Musharrafs.
Für den Westen beginnen nun unsichere Zeiten. Als zweitgrößtes 
muslimisches Land, das zudem bislang als einziges über 
Atomwaffen-Technologie verfügt, spielt Pakistan auch wegen seiner 
Nachbarschaft zu Indien und Afghanistan in Südasien eine 
herausragende Rolle. Die Taliban, die in pakistanischen Koranschulen 
entstanden und vor 2001 in Afghanistan eines der größten 
Schreckensregime in der Geschichte installierten, haben die 
vergangenen Monate genutzt, um sich zu regenerieren. Dabei haben sie 
einen gefährlichen Verbündeten: den pakistanischen Geheimnis ISI. Vor
genau 60 Jahren gegründet, war er nicht nur an manchem Umsturz im 
Land, sondern auch außerhalb an Anschlägen wie jüngst auf die 
indische Botschaft in Kabul beteiligt.
Es ist ein gutes Zeichen, dass die neue, demokratisch gewählte 
Regierung in Islamabad die Beteiligung des ISI eingeräumt hat.
 Ein schlechtes Zeichen dagegen: Ihr Vorhaben, den ISI der 
Zuständigkeit der Armee zu entziehen und ihn dem Innenministerium zu 
unterstellen, ist am Widerstand der Militärs gescheitert.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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