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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Weltkulturerbe Elbtal

Bielefeld (ots)

Dresden ist für seinen Stollen bekannt. Warum
also nicht einfach unter dem Elbtal hindurchgraben, um die verflixte 
Waldschlösschenbrücke zu verhindern? Spaß beiseite. Die Angelegenheit
ist für Scherze viel zu bedrohlich. Noch liegt Dresden nicht im Tal 
der Tränen, aber der von der Unesco in Neuseeland ausgestellte 
Denkzettel lässt befürchten, dass Deutschland im Oktober nur noch 31 
Weltkulturerbestätten haben wird.
Die Brücke darf nicht gebaut werden, weil sie die Kulturlandschaft 
Elbtal verschandelt, stellte die UN-Kulturorganisation 
unmissverständlich fest. Und wenn bis zum 1. Oktober kein 
Alternativplan vorgelegt wird, der das Naturerbe bewahrt, ist der 
Adelstitel Weltkulturerbe ganz weg, legte das Komitee nach. Man kann 
das ein Ultimatum nennen, aber eine »Erpressung« ist es nicht, wie 
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) gestern vor Wut 
schäumte.
Die Unesco hat im Gegensatz zur Stadt und dem Freistaat Sachsen ihre 
ureigenste Aufgabe, den Denkmalschutz, ernst genommen. Deshalb blieb 
ihr keine andere Wahl, als Deutschland stellvertretend für Dresden 
die dunkelgelbe Verwarnungskarte zu zeigen. Der Status 
»Weltkulturerbe« bedeutet eben nicht nur mehr touristische Chancen, 
sondern auch mehr Verantwortung für wertvolle Gebäude und 
Landschaften. Das ist die Botschaft der Unesco aus Neuseeland nach 
Deutschland. Im Falle des Elbtals handelt es sich um die Warnung vor 
dem Zubetonieren, dem Versiegeln eines Teils einer einzigartigen 
Kulturlandschaft.
In der sächsischen Metropole haben die Verantwortlichen auf das 
Gesetz der Serie vertraut: Noch nie ist einem Denkmal der Status 
Weltkulturerbe wieder entzogen worden. In Köln ist es am Ende ja auch
gut gegangen. Und deshalb wurde in Elbflorenz ein Brückenungetüm 
geplant und beschlossen, in dem Glauben, die Unesco werde schon ein 
Auge zudrücken. Tat sie aber nicht, denn die Zentrale in Paris hat 
nicht vergessen, dass sie damals bei der Bewerbung Dresdens bewusst 
oder unbewusst getäuscht wurde. In den Unterlagen für die 
Flusslandschaft war die Brücke zwar vermerkt, aber an anderer Stelle.
Hätte die Unesco den wahren Standort sofort gekannt, hätte sie das 
Elbtal 2004 wohl kaum auf die Welterbe-Liste gesetzt.
In Dresden ist die Lage hoffnungslos vertrackt. Das 
Regierungspräsidium hat die Bauarbeiten für die Waldschlösschenbrücke
freigegeben und betont, dem Bürgerwillen nach Verkehrsentlastung 
müsse unverzüglich Rechnung getragen werden. Weil mit dem 
Bürgerbegehren »nicht kompatibel«, scheidet ein Tunnel als 
Alternative nach Ansicht der Stadt aus. So ruht die letzte Hoffnung 
auf einer anderen, filigranen Elbquerung und dem Einfluss der 
Bundesregierung auf die Unesco. Hätten Dresden und Sachsen den 
Weltkulturerbestatus früher schon so ernst genommen, hätte es zu 
dieser panikartigen Betriebsamkeit gar nicht erst kommen müssen.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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