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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Probleme bei der Deutschen Bahn und in der Verkehrspolitik Mainz ist überall MATTHIAS BUNGEROTH

Bielefeld (ots)

Alles ist gut bei der Deutschen Bahn (DB). Jedenfalls wenn man die Geschäftszahlen des weltweit rund 300.000 Mitarbeiter zählenden Transport- und Logistikunternehmens betrachtet. 2012 nutzten 1,97 Milliarden Fahrgäste den Schienenverkehr der DB - so viele wie nie zuvor. Auch Umsatz und gewinn steigerte das Unternehmen. Ein Trend, der sich dieses Jahr zunächst fortsetzte. Aufbruchstimmung stellte sich zudem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein, als Bahnchef Rüdiger Grube im Vorjahr die Ziele der Strategie "2020" verkündete. Die Deutsche Bahn wolle bis 2020 zu den zehn beliebtesten deutschen Arbeitgebern gehören, die Kundenzufriedenheit steigern und nachhaltig wirtschaften, hieß es. "Wir können alles vergessen, wenn wir nicht in Deutschland eine exzellente Leistung bringen", schrieb Grube der Belegschaft ins Stammbuch. Und dann dies: Das Eisenbahnbundesamt schickt dem Transportriesen einen Blauen Brief, in dem es die DB an ihre gesetzlichen Pflichten erinnert. Die Bahn müsse den uneingeschränkten Betrieb des Mainzer Stellwerks unverzüglich wieder aufnehmen, anderenfalls drohe ein Zwangsgeld von 250.000 Euro. Krankheits- und urlaubsbedingte Ausfälle hatten dazu geführt, dass der Zugverkehr im Hauptbahnhof der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz zu großen Teilen lahmgelegt wurde. Die DB machte gar nicht erst den ernsthaften Versuch, dieses Debakel schönzureden oder - wie bei den Themen Pünktlichkeit, mangelhafter Service oder nicht funktionstüchtige Klimaanlagen - dies als Einzelfall abzutun. Schnell räumte das Management flächendeckende Personalprobleme ein und kündigte an, man wolle die Ausstattung mit Mitarbeitern auf den Prüfstand stellen. Mainz ist eben überall. Die DB will die Mitarbeiter, die an der Basis im Übrigen hervorragende Arbeit leisten, an der Bestandsaufnah-me beteiligen. 400 DB-Tochtergesellschaften nehmen teil. Der Eindruck drängt sich auf, dass die Entscheidungswege im Großkonzern viel zu lang sind. Grube selbst hatte für den Bereich der Tarifstruktur das Wort "Entdschungeln" geprägt. Dies könnte auch auf den DB-Konzern Anwendung finden. Dieser muss schlanker und kommunikativer werden, um Debakel wie in Mainz vermeiden zu können. Die Politik als Kontrollinstanz dieses Staatsbetriebes hätte die Entwicklung im Übrigen vorhersehen können. Wie sagte doch der neue Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bereits Mitte 2011: Die DB entwickele sich "von einer Rationalisierungs- zu einer Rekrutierungsorganisation". Im Klartext: Die Pläne der Vergangenheit, die Bahn an die Börse zu bringen, haben dazu geführt, dass die Bahn kaputtgespart wurde. Jetzt müssen schleunigst Milliarden Euro bewegt werden, um diesen wichtigen Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge wieder auf ein technisches und personelles Niveau zu bringen, das den Anforderungen eines führenden Industrielands entspricht. Und der Börsengang muss endgültig ad acta gelegt werden.

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