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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Papst Franziskus in Brasilien Mehr Glauben als Glänzen EIKE J. HORSTMANN

Bielefeld (ots)

Papst Franziskus macht Schluss mit kirchlichem Pomp. "Mehr Glauben als Glänzen" lautet seine Devise, die er auch jetzt in den Favelas von Rio de Janeiro vorlebt. Gleich bei seiner Amtseinführung forderte er "eine arme Kirche für die Armen". Daher ist es ein starkes Symbol, dass sich der Papst unter die Armen der brasilianischen Metropole mischt. Es ist ein Symbol, das ankommt. Die Zeit ist vorbei, in der die armen Sünder beim Anblick der glänzenden Altäre und pompösen Rituale vor Ehrfurcht erstarrten. Ganz im Gegenteil wenden sich viele Gläubige auch deshalb enttäuscht von der Kirche ab, weil sie sich von den alten Männern in all ihrem Luxus weder verstanden noch vertreten fühlen. Franziskus gibt diesen Menschen die Hoffnung, dass es ein Umdenken gibt und dass es nicht nur bei Symbolen bleibt. Der neue Papst unterscheidet sich von seinen Vorgängern nicht nur dadurch, dass er statt eines goldenen Kreuzes eines aus Stahl trägt. Auch sein Name legt nahe, dass sich im Vatikan einiges ändern wird. Franziskus beruft sich auf Franz von Assisi, zu dem der Überlieferung nach Christus sprach: "Geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät." Der heilige Franziskus baute nach dieser Vision das Gotteshaus San Damiano wieder auf. Der ihm folgende Papst muss nun die Erneuerung der gesamten katholischen Kirche stemmen. Unmittelbar vor seiner Wahl bezeichnete er diese noch als "egoistisch" und "krank", die statt verkündend zu den Menschen zu gehen eher um sich selbst kreise. Dass er dies ändern will, ist die konsequente Fortsetzung seines bisherigen Wirkens. In seiner Zeit als Bischof von Buenos Aires besuchte Franziskus als "Kardinal der Armen" die sozialen Brennpunkte der Stadt. Er kritisierte die argentinische Politik, prangerte Korruption und Armut an. Als Papst lenkte er nun die Augen der Welt auf das Elend der Flüchtlinge auf Lampedusa. Und statt einzelnen Regierungen die Leviten zu lesen, geißelte er unlängst das Gebaren der Finanzmärkte. "Geld muss uns dienen, nicht über uns herrschen", sagte Franziskus einer Gruppe neuer Botschafter im Vatikan - eine Botschaft, die vielen Menschen aus dem Herzen spricht. Durch seinen Verzicht hat Franziskus viel Popularität gewonnen. Nun wird es darauf ankommen, wie weit er diesen Rückhalt für Reformen zu nutzen versteht. Er wird die Strukturprobleme der Kurie allerdings nicht allein dadurch lösen, dass er im Gästehaus Santa Marta wohnt. Kircheninterne Kritiker werden ihre Forderung nach mehr Mitsprache nicht fallenlassen, nur weil der Pontifex keinen Hermelin mehr trägt. Und der Skandal um die Vatikanbank wird sich nicht in Luft auflösen, weil Franziskus Armut predigt. Hier hilft nur Anpacken. Aber auch hier besteht Hoffnung, dass es der neue Papst ernst meint. Mit seiner Bescheidenheit hat der Papst der Kirche ein neues, glaubwürdigeres Gesicht verliehen. Viele Geistliche nehmen sich inzwischen an ihm ein Beispiel. Andere wiederum klammern sich an ihren Luxus. Doch genau die werden sich schon bald von den Gläubigen fragen lassen müssen, wie aufrichtig ihr Einsatz für die Armen ist.

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