New York für Fortgeschrittene
Stadtteil Bushwick zeigt ein unerwartetes Gesicht
3sat-Reportage von Susanne Lingemann und Klaus Prömpers
Mainz (ots)
Samstag, 11. August, 19.30 Uhr
Erstausstrahlung
Der New Yorker Stadtteil Bushwick war einst so berüchtigt wie die South Bronx. Der Bezirk liegt östlich des letzten "In"-Viertels Williamsburgh und befindet sich im Umbruch. Die Dokumentation "New York für Fortgeschrittene" von Susanne Lingemann und Klaus Prömpers ist ein Streifzug durch eine bemerkenswerte Gegend. "Die Mischung von industrieller Architektur und den vielen Künstlern hier fasziniert mich", sagt der Fotograf Rafi Fuchs, der in diesem Stadtteil eine neue Heimat gefunden hat. "Die Leute sind weniger konform als in New York. Man braucht als Kreativer nicht das obligatorische Schwarz zu tragen. So finde ich ideale Motive für meine Arbeit." Justen Ladda, der 1977 von Goslar nach Manhattan zog, schätzt Bushwick, weil es authentisch sei. "Und in Bushwick geht es nicht wie in New York ausschließlich ums Geld. Bushwick hat noch den Charme wie Manhattan, als ich hier ankam."
Der alte Flair Bushwicks ist bis heute erhalten geblieben: Nach Feierabend fliegen die Brieftauben über die Dächer, auf den Straßen sitzen Männer und spielen Domino, und Puertoricaner restaurieren in Fahrrad-Clubs ihre historischen Räder. Ein "Dorf im Grünen" nannten die Holländer das Gebiet: Hühner gackern vor bunten Graffitiwänden. Das populäre Restaurant "Roberta's" zieht seine Kräuter und sein Gemüse auf dem Dach, und im Hof sitzt eine Radiostation im Container und sendet ökologisch korrekte "Foodie"-News. Rafi Fuchs zog vor sechs Jahren ins Viertel. Der Fotograf kennt hier fast jeden und fotografiert die Szene. "Energie und das Gefühl von Nachbarschaft prägen Bushwick", meint er. "Hier brodelt's. Jeder hier ist kreativ. Das steckt an." Street-Art zeichnet das Straßenbild. Internationale Stars der Szene verewigten sich auf den Wänden der Lagerhäuser, und die Kinder der Hip-Hop- und Breakdance-Szene organisieren in den Hallen Wettkämpfe im akrobatischen "Popping und Flexing". Am Wochenende pilgern Sammler aus Manhattan ins wilde Bushwick, wo sich aber bereits die ersten Ableger etablierter Galerien niederlassen.
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