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Spitzentandems voll im Trend/Nach der Kür der beiden Linken-Spitzenkandidaten will die AfD mit einem Duo in den Wahlkampf ziehen. Klare Richtungsentscheidungen werden umgangen. Von Reinhard Zweigler

Regensburg (ots)

Tandems liegen voll im Trend. Nicht nur bei der Fortbewegung auf zwei Rädern, sondern auch in der Politik werden sie immer beliebter. Grüne, SPD, AfD und Linke haben jeweils weiblich-männliche Duos an der Parteispitze. Von den Bundestagsparteien folgen bisher nur CDU, CSU und FDP dem verbreiteten Zug zur Doppelbesetzung nicht. Trotz auch dort um sich greifender Quotierung sind da die Chefposten fest in Männerhand. Die lange Amtszeit von Angela Merkel sowie das kurze Zwischenspiel von Annegret Kramp-Karrenbauer scheinen fast vergessen. Und von einem Unions-Führungsduo kann im Fall von Armin Laschet und Markus Söder nun wahrlich nicht die Rede sein. Laschet steht unter ständiger Beobachtung und muss höllisch aufpassen, nicht in die aus München abgesandten Pfeile zu laufen. Keine guten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Unions-Wahlkampf.Abgesehen von den drei Parteien mit Ambitionen auf das Kanzleramt, Grüne, CDU und - tatsächlich noch - SPD, wollen es AfD und Linke im Wahlkampf mit Spitzenkandidaten-Tandems versuchen. Die Linken haben ohne viel Federlesens den Pragmatiker Dietmar Bartsch aus Mecklenburg-Vorpommern und die eher fundamental Linke Janine Wissler aus Hessen aufs Schild gehoben. Die AfD hingegen nimmt sich mit einer Mitgliederabstimmung noch einmal zwei Wochen Zeit, ehe - aller Voraussicht nach - Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel und Partei-Co-Chef Tino Chrupalla die Spitzenkandidatur übertragen bekommen.Spitzenduos im Wahlkampf haben den Vorteil, dass politisch klare Richtungsentscheidungen gewissermaßen umschifft werden können. Unterschiedliche Personen verkörpern unterschiedliche Strömungen und Richtungen innerhalb der jeweiligen Partei. Was das eigene politische Lager zusammenhalten und möglichst alle befrieden soll, ist, aus Sicht der Wähler, fast schon eine Art Täuschung. Die scharfzüngige AfD-Spitzenfrau Weidel etwa steht eher für die bürgerlich-rechten Kräfte, während Chrupalla den eher fundamental-rechten, den Corona- und Klimakrisen-Leugnern bis hin zu offen rechtsextremen Strömungen nahesteht. Der offiziell zwar aufgelöste "Flügel" von Rechtsausleger Björn Höcke und Ex-AfD-Mann Andreas Kalbitz hat immer noch erheblichen Einfluss, auch auf Weidel und Chrupalla. Die weithin unbekannten Kontrahenten um das AfD-Kandidaten-Team, die Politologin Joana Cotar und Ex-Bundeswehrgeneral Joachim Wundrak, sind dagegen klar die Wunschkandidaten des eher gemäßigten AfD-Co-Chefs Jörg Meuthen. Wohl nicht zuletzt, weil die Beobachtung der gesamten Partei durch den Verfassungsschutz droht, versucht Meuthen, eher unverdächtige Personen nach vorne zu stellen. Ein ähnlicher Grund dürfte den Thüringer Höcke offenbar bewogen haben, doch nicht bei der Wahl zum Bundestag anzutreten. Der AfD-Scharfmacher, der vom Verfassungsschutz bereits überwacht wird, tritt dagegen wieder bei der Landtagswahl im kleinen Freistaat an. Die ganz große Konfrontation auf der Bühne des Bundestages ist ihm und dem übrigen Ex-Flügel offenbar noch zu "heiß".Sollten sich Meuthens Kandidaten nicht durchsetzen, wäre das ein weiterer Schlag gegen die gemäßigten Kräfte innerhalb der AfD. Das Problem dieser Partei, die einst aus Protest gegen Euro- und Griechenland-Rettung gegründet worden war, ist, dass ihr die zugkräftigen Mobilisierungsthemen abhandenkommen. Das Flüchtlingsthema ist in den Hintergrund getreten. Auch mit ihrem Corona-Kontrastprogramm - sofort alle Beschränkungen aufheben, weil es sich doch nur eine normale Grippe handele - kann die AfD kaum neue Wähler gewinnen. Und mit Klimaschutz hat die Schein-Alternative für Deutschland gleich gar nichts am Hut.

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