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Den Besten nicht auf die Bank setzen/ Die ungeklärte Kandidatenkür schadet vor allem der CDU. Dass es dafür kein vernünftiges Verfahren gab, hat auch Angela Merkel zu verantworten.

Regensburg (ots)

Hansi Flick, dem Trainer des FC Bayern München, würde es nicht im Traum einfallen, seinen besten Stürmer, den zurzeit verletzten Robert Lewandowski, in einem entscheidenden Spiel auf der Bank sitzen zu lassen. Wenn es um alles geht, dann muss der Mann auf den Platz, der in der Lage ist, das entscheidende Tor zu machen. Nun ist die Politik nur bedingt mit dem Spiel auf dem grünen Rasen zu vergleichen. Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff, der vor der Landtagswahl im Juni steht, hält Markus Söder für den besseren Kanzlerkandidaten der Union. Er erhofft sich vom bayerischen Umfragespitzenreiter die wichtigen Tore auch für die Christdemokraten zwischen Harz und Elbe.So wie Haseloff und die Landes-CDU in Magdeburg rücken auch andere Christdemokraten von ihrem Parteichef Armin Laschet ab. Dem freundlichen, aber nicht sonderlich beliebten CDU-Vorsitzenden trauen sie einfach nicht zu, dass er bei der Bundestagswahl im September die entscheidenden Punkte holt. Die Unterstützung für Laschet bröckelt, trotz oder gerade wegen des Votums der Parteigremien für ihn. Das macht die Entscheidung in der K-Frage, die "an diesem Wochenende" - wann ist das eigentlich genau, bereits am Freitag oder erst am Sonntagabend? - nun endlich gefällt werden soll, der Union so schwierig und doch so einfach zugleich. Schwierig, weil sich die beiden Kandidaten-Kandidaten offenbar auch in langen Gesprächen unter vier Augen nicht einigen können, wer es machen und wer zurückstehen soll. Jedenfalls sah es bisher nicht danach aus. Aber Wunder sollte man ja auch in der Politik nicht völlig ausschließen. Einfach, weil eigentlich in jeder Mannschaft der beste Stürmer nicht auf der Bank sitzen, sondern Tore schießen sollte.Bei dem Hickhack um die Unions-Spitzenkandidatur gerät zudem etwas aus dem Blick, dass Angela Merkel an der Malaise nicht ganz unschuldig ist. Die Langzeitkanzlerin hatte zwar ihren Rückzug aus dem Kanzleramt für das Ende dieser Wahlperiode erklärt. Ein geordnetes, von beiden Unionsparteien akzeptiertes Verfahren hatte sie jedoch nicht vorgelegt. Und gleich gar nicht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufgebaut. Zumindest hat Merkel relativ teilnahmslos zugeschaut, wie ihre Nachfolgerin an der CDU-Spitze, Annegret Kramp-Karrenbauer, nach und nach demontiert und als Nicht-Kanzlerinnen-tauglich abserviert wurde.Dabei war Merkel vor knapp 20 Jahren selbst klug genug, um dem aussichtsreicheren Edmund Stoiber den Vortritt als Kanzlerkandidat der Union zu lassen. Im legendären Frühstück in Wolfratshausen am 11. Januar 2002 übertrug die junge CDU-Chefin dem CSU-Chef diese Verantwortung. Stoiber scheiterte damals nur denkbar knapp - mit bundesweit rund 6000 fehlenden Wählerstimmen - an Amtsinhaber Gerhard Schröder. Zu solch einem großen und im Sinne der Gesamt-Union klugen Schritt, wie Merkel seinerzeit in Oberbayern, scheint Laschet offenbar nicht in der Lage.Dabei nagt die nervige Hängepartie um die Kandidaten-Besetzung längst an der Zustimmung zur Union. Die Geschlossenheit, auf die vor allem Konservative so viel Wert legen, ist zum Teufel. Der Riss geht vor allem mitten durch die CDU. Und je länger die Auseinandersetzung, Laschet oder Söder, andauert, umso schlimmer wird es. Auf der anderen Seite wird der Druck auf die Union auch durch die Grünen erhöht. Die wollen nämlich am Montag verkünden, wer von den beiden Vorsitzenden Kanzlerkandidat(in) wird. Auch wenn bei den in Umfragen relativ hoch gehandelten Grünen kaum etwas nach außen dringt, scheint vieles auf die scharfzüngige Annalena Bärbock hinzudeuten. Auch für die Grünen wäre der Macher Söder eine größere Herausforderung als der zögerliche Merkel-Fortsetzer Laschet.

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