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Durchmogeln reicht nicht/Präsenzunterricht wird es so schnell nicht geben. Doch das Homeschooling-Chaos vom Frühjahr darf sich nicht wiederholen. Leitartikel Von Dagmar Unrecht

Regensburg (ots)

Eine Verlängerung des Lockdowns, der am heutigen Dienstag wohl bei den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise beschlossen wird, hat gravierende Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht ist dahin. Eltern und Schülern droht eine Neuauflage des Homeschooling-Albtraums vom vergangenen Frühjahr. Es ist Aufgabe des Kultusministeriums, dafür zu sorgen, dass sich das Chaos nicht wiederholt: Nötig sind verlässliche und tragfähige Konzepte im Wechsel- und Distanzunterricht, um für die kommenden Monate Klarheit zu schaffen - besonders für die Abschlussklassen. Bayerns oberster Bildungshüter Michael Piazolo muss endlich liefern.Mitte Dezember hatten Ministerpräsidenten und Kanzlerin als Ziel eine Inzidenz von 50 Neuinfizierten pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche angesetzt, bevor an Lockerungen zu denken sei. Davon sind wir derzeit weit entfernt. Zugleich gibt es immer mehr Stimmen, die eine Inzidenz von maximal 25 fordern. Werte, die im Moment utopisch erscheinen. Auch bei einer Fortsetzung der Laden- und Schulschließungen bis Ende Januar ist das nicht zu schaffen. Damit ist für Schüler und Eltern klar: Es braucht langfristige Lösungen, denn die coronabedingten Einschränkungen werden uns noch monatelang begleiten. Mit einem Durchwursteln an den Schulen bis Ende Januar ist es also nicht getan.Bayerns Kultusminister Piazolo musste bereits vor den Weihnachtsferien heftige Kritik einstecken, weil er mit unklaren Botschaften mehr Verwirrung als Klarheit stiftete. Dazu kommt die Dauerbaustelle Mebis. Die digitale Lernplattform geht regelmäßig in die Knie - sogar, wenn nur ein Bruchteil der bayerischen Schüler auf sie zugreift. Nachts klappt es noch am besten, ein Treppenwitz. Die Probleme sind seit dem Frühjahr bekannt, behoben wurden sie trotz vollmundiger Versprechen nicht. Vor Weihnachten rüffelte Markus Söder seinen Minister öffentlich und fordert ein reibungsloses Funktionieren des digitalen Lernens bis Januar. Aber daran glaubt niemand, der bisher mit Mebis zu tun hatte.Doch die technischen Schwierigkeiten sind nur ein Teil des Problems. Es fehlen vor allem nachvollziehbare Lern- und Prüfungspläne für den Unterricht daheim. Vor Weihnachten wurden beispielsweise Schulaufgaben im Wechselunterricht generell abgesagt. Das kann keine Dauerlösung sein. Wissen einzufordern, ist ein elementarer Bestandteil des Lernens. Schriftliche und mündliche Prüfungen sollten auch unter Corona-Bedingungen möglich sein. Ohne sie wären keine Examen denkbar. Abitur, Mittlere Reife und Mittelschulabschlüsse müssen aber auch in diesem Schuljahr fair und machbar sein. Vernünftige Inhalte für den Distanz- und Wechselunterricht festlegen, Schülern Struktur und Sicherheit geben, die technischen Voraussetzungen für die Vermittlung des Lernstoffs schaffen - das sind grundlegende Aufgaben, die das Kultusministerium endlich erfüllen muss. Auch eine klare und zeitnahe Kommunikation gehört dazu. Der Unmut bei Eltern, Schülern, Lehrern und auch Schulleitern war zuletzt groß.Für Minister Piazolo werden die kommenden Wochen daher zum Stresstest. Leider nicht nur für ihn. Im vergangenen Frühjahr mussten Mütter und Väter Ersatzlehrer spielen und im Homeoffice ihre kleinen Kinder betreuen. Viele Familien waren hoffnungslos überfordert. Gerade Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen leiden besonders unter geschlossenen Schulen und Kitas. Jetzt stehen wir vor einer Neuauflage dieses Szenarios und noch immer fehlt ein Gesamtkonzept für einen gesicherten Betrieb von Schulen und Kitas unter Pandemie-Bedingungen. Die Verantwortlichen haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

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