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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Dürre/Nothilfen: Von nationalem Ausmaß von Reinhard Zweigler

Regensburg (ots)

Das Krisenmanagement von Julia Klöckner in der derzeitigen Extrem-Dürre, die deutschlandweit Tausende Landwirte an den Rand der Existenz getrieben hat, ist alles in allem vernünftig. Dass sie im Vorfeld des gestern verkündeten Nothilfepakets den Bauern versprochen hatte, der Bund werde sie nicht "im Regen" stehenlassen, war der einzige kleine sprachliche Lapsus, der der ehrgeizigen CDU-Ministerin in den letzten Tagen unterlief. Was würden sich die Landwirte freuen, wenn sie nach Wochen ohne Niederschläge endlich auf ihren ausgedörrten Äckern und Wiesen im Regen stehen könnten. Ansonsten aber hat Klöckner einen ausgewogenen staatlichen Hilfsplan vorgelegt, der nicht jedem alles, sondern nur den wirklich Bedürftigen etwas Unterstützung zusichert. Und in der Union dürfte man aufmerksam registrieren, hier profiliert sich eine junge Ministerin als pragmatische Krisenmanagerin und empfiehlt sich damit zugleich für höhere Aufgaben. Der Bund hat sich endlich zu einer Wertung durchgerungen, die längst erwartet wurde: Weil die Wetterextreme der vergangenen Monate ein "nationales Ausmaß" erreicht haben, darf der Bund Finanzhilfen bereitstellen. Es geht dabei nicht um Geld für eine ohnehin von Subventionen gehätschelte Landwirtschaft, wie bösemeinende Kritiker unterstellen, sondern um ganz konkrete Hilfen für wirklich von der Dürre geplagte Betriebe. Zu hoffen ist allerdings, dass die Abwicklung der Hilfen nicht so bürokratisch abläuft, wie sich die Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern liest. Man wird sehen. Auch hier gilt der Grundsatz: Wer rasch hilft, hilft doppelt. Wer von Klöckner erwartet hatte, dass sie nun das Füllhorn des Bundes öffnen würde, wurde freilich enttäuscht. Und zwar völlig zu Recht. Dass die einstige Weinkönigin der Forderung der mächtigen Lobby - in Gestalt des Bauernverbandes - eins zu eins nachgeben würde, der glatt eine Milliarden-Hilfe verlangte, war ohnehin nicht zu erwarten. Auch wenn Landwirtschaftsminister aus den Reihen der Union schon aus der Tradition heraus näher bei den Landwirten sind, als etwa Grüne, Sozialdemokraten oder gar Liberale, wollte sich die aufstrebende Ministerin auf keinen Fall nachsagen lassen, sie sei der verlängerte Arm des Bauernverbandes. Das ist ihr gelungen. Zugleich aber musste der Bund auch wirklich spürbare Hilfen in Angriff nehmen. Von flotten Sprüchen wird keine Kuh satt. Und die eigentliche Arbeit bei der Bewältigung der Dürre liegt noch vor den Landwirten sowie den Verwaltungen. Die betroffenen Bauern, von denen es auch in der Oberpfalz viele gibt, müssen sich nicht nur durch den Dschungel das Antragswesens kämpfen, sondern vor allem auch die Extremsituation auf ihren Höfen, Äckern und Wiesen managen. Dass im Zuge der Dürre die Getreidepreise angezogen haben, ist für manche nur ein schwacher Trost, für andere sogar ein Hohn. Denn da, wo nichts geerntet werden konnte, kann auch nichts verkauft werden. Und die - völlig richtige - Freigabe von ökologischen Flächen für den Anbau von Futter wird nur dann Früchte tragen, wenn es bald nennenswert regnet. Auf staubtrockenen Feldern und Wiesen keimt und wächst nichts. Zugleich muss über den extremen Sommer 2018 hinaus gedacht werden. Wetterkapriolen werden im Zuge des Klimawandels zunehmen. Dass sich Landwirte breiter aufstellen müssen, ist ebenso notwendig wie neue Züchtungen von Nutzpflanzen, die besser mit Hitze und Trockenheit, Sturm und Regen zu Recht kommen. Ebenso muss das größer werdende Risiko der Landwirte infolge extremer Wetterereignisse besser abgesichert werden. Weil derartige Versicherungen kaum angeboten werden - und wenn doch unbezahlbar sind, sollten sich die Klöckner, Scholz und Co. in der Politik einen Ruck geben.

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