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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Donald Trump, Auto: Thomas Spang

Regensburg (ots)

Donald Trump muss sich nicht vorwerfen lassen, nicht das zu versuchen, was er im Wahlkampf versprochen hat. Er trat als ausgestreckter Mittelfinger der Wutbürger an und führt sich im Amt genauso auf. Die Wähler in den USA haben mit dem erratischen Narzissten genau das bekommen, wofür sie gestimmt haben: Einen Zerstörer der Globalisierung, der mit der Abrissbirne herangeht, die multilaterale Weltordnung zu zerstören, die Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat. Lustvoll stieg Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aus und läutete die Totenglocken für den Freihandel. Das über viele Jahre mühsam mit Iran ausgehandelte Kronjuwel der transatlantischen Diplomatie wirft Trump ohne Not über den Haufen. Die Nato-Kollegen pöbelte der "Amerika-First"-Präsident beim Jubiläums-Gipfel des Bündnisses an, während er kaum einen Diktator findet, für den er keine freundlichen Worte übrig hat - mit Ausnahme des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Un, den der "Twitterer-in-Chief" als "Little Rocketman" verspottet und nonchalant mit einem Atomkrieg droht. Nach einem Jahr hat der National-Chauvinist im Weißen Haus Amerikas Rolle in der Welt und das Präsidentenamt selbst nachhaltig geschwächt. Sein Wort hat kein Gewicht, weil dem chronischen Lügner kein vernünftiger Staatsmann Glauben schenkt. Er kann uramerikanische Werte wie Freiheit und Menschenrechte nicht hochhalten, weil er selber nicht daran glaubt. Der Milliardär macht das "Quid pro quo" zum Leitprinzip seiner internationalen Politik. Die Wertegemeinschaft weicht einer transaktionalen Welt, in der sich Amerika für seine Leistungen entlohnen lässt. Seine Gegner machen es Trump leicht, weil viele den vermeidlichen Politclown unterschätzen. Sie verstehen bis heute nicht, welche Kräfte ihn an die Macht gebracht haben. Es sind dieselben von Angst vor der Globalisierung getriebenen Wähler, die den Brexit angerichtet, Erdogan und Orban an die Macht gebracht, oder für Front National, FPÖ und AfD gestimmt haben. Weil sie die Nöte der Verängstigten über Jahre ignorierten und zur Systemkritik nicht in der Lage sind, finden traditionelle Republikaner wie auch viele Demokraten kein Rezept gegen den Rechtspopulisten. Stattdessen flüchten sie in die vage Hoffnung, Sonderermittler Robert Mueller werde in der Russland-Affäre den "rauchenden Colt" finden, der zur Amtsenthebung Trumps führt. Die Angelegenheit ist Ernst und die Indizien sprechen für eine Verschwörung mit und einen Verrat an die Russen. Doch letztlich liegt es am Repräsentantenhaus, zu handeln. Und danach sieht wenig aus. Während die Dämme der Gerichte und Medien halten, versagt der Kongress in seiner Kontrollfunktion kläglich. International gilt es, den Wunderglauben an eine Einhegung des "Amerika-First"-Chauvinisten aufzugeben. Das Gleiche gilt für den Versuch, Trump zu einem Unfall der Geschichte abzustempeln. Ein Besuch im Mittleren Westen oder dem Süden des Landes entlarvt die Idee eines Präsidenten, der irgendwie nicht zu Amerika passt, als intellektuelles Appeasement. Tatsächlich glauben seine Fans innig an die blondierte Lichtgestalt, die "Amerika-über-Alles" versprochen hat. Es ist die Rückkehr eines Führerglaubens, der die ultimative Reduktion von Komplexität anbietet. Wie andere Demagogen wird auch Trump scheitern. Ungewiss bleibt dagegen, wie viel Schaden er bis dahin angerichtet hat. Um das Schlimmste zu verhindern bedarf es statt Besänftigung einer aktiven Eindämmungs-Strategie. Für Europa heißt das: Zusammenrücken. Angesichts der Gefahren, die Trump für die Welt bedeutet, gilt es keine Zeit mehr zu verlieren.

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