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Mittelbayerische Zeitung: Keine Frage der Schuld Kommentar zu Prozess um Nachträgliche Sicherungsverwahrung

Regensburg (ots)

Was ist von einem Mann zu halten, der eine wildfremde Frau überfällt, sie heimtückisch ermordet, die Leiche danach teilweise entkleidet, darüber onaniert und hinterher sagt, dies sei sein schönster Orgasmus gewesen? Die Antwort fällt wohl eindeutig aus. Nur: Das war nicht die Frage, mit der sich die Große Jugendkammer des Landgerichts in dem neuerlichen Prozess gegen den sogenannten Joggerinnen-Mörder zu beschäftigen hatte. Darin ging es nicht um die längst festgestellt Schuld des Mannes, sondern - nach einem Spruch des Bundesverfassungsgerichts schon zum zweiten Mal - um die nachträgliche Sicherungsverwahrung des heute 34-Jährigen. Die Frage war also vielmehr, welche Gefahr mehr als 15 Jahre nach der Tat noch immer von ihm ausgeht. Die Antwort hat sich die Kammer unter Vorsitz von Richter Carl Pfeiffer nicht leicht gemacht - wenngleich der Münchner Rechtsanwalt Dr. Adam Ahmed etwas anderes glauben machen wollte. Und sie kam nach achteinhalb Monaten und 22 Verhandlungstagen zu Recht zu dem Schluss, dass in diesem Fall der Schutz der Allgemeinheit schwerer wiegt als das Wohl eines Einzelnen. Aufgrund der von den psychiatrischen Gutachtern nicht auszuschließenden hohen Rückfallgefahr blieb ihr gar keine andere Wahl. Dennoch: Ein paar Fragen müssen nach diesem Urteil gestellt werden. Warum wirkten in diesem zweiten Prozess um die nachträgliche Sicherungsverwahrung auf der Richterbank mit Johann Piendl und Erhard Prantl zwei Beisitzer mit, die bereits im ersten Verfahren den Stab über den Mann gebrochen hatten? Mit ein bisschen mehr Sensibilität bei der Besetzung der Jugendkammer in diesem Fall hätte sich das Landgericht Regensburg deutlich weniger angreifbar gemacht. Und: Was, wenn sich die psychiatrischen Gutachter - letztlich auch nur Menschen - vielleicht irren? Prof. Dr. Hans-Ludwig Körber aus Berlin, einer der Sachverständigen, hatte seine Prognose der hohen Rückfallgefahr selbst als "intuitive Schätzung" bezeichnet. Ein bisschen wenig angesichts der unabsehbaren Folgen für den 34-Jährigen.

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