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NRZ: Unnötige Operationen - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots)

Jede Operation ist im juristischen Sinn eine Körperverletzung. Ärztliche Eingriffe werden nur deshalb nicht bestraft, weil Patienten dafür ihr Einverständnis gegeben haben. Das tun sie, weil ein Mediziner ihnen gesagt hat, dass dieser Eingriff für ihre Gesundheit vonnöten ist; und natürlich vertrauen Patienten der Diagnose ihres Doktors. Umso erschreckender und abstoßender ist die Vorstellung, dass viele Operationen in Deutschland gar nicht medizinisch notwendig sind, sondern nur durchgeführt werden, weil Ärzte noch mehr Geld damit verdienen. Der aktuelle AOK-Krankenhausreport nährt den Verdacht, dass es sich so verhalten könnte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind nicht das erste Indiz dafür, dass in deutschen Krankenhäusern Schindluder mit dem Vertrauen von Patienten getrieben wird. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen eine ähnliche Studie veröffentlicht. Auch hier das Ergebnis: Die Zahl der Operationen nimmt wesentlich mehr zu, als es mit der demografischen Entwicklung zu begründen wäre. Und der Marburger Bund, die Gewerkschaft der Krankenhausärzte, hat auf seiner jüngsten Hauptversammlung den Grund dafür genannt: Immer mehr Krankenhäuser schließen offenbar mit ihren Chefärzten Verträge ab, in denen Bonuszahlungen vereinbart werden - je mehr Operationen durchgeführt werden, desto mehr Geld gibt es. Nun kann man argumentieren: Die Krankenhäuser sind chronisch unterfinanziert und gezwungen, ihre Fallzahlen zu steigern, weswegen ökonomische Anreize für die medizinisch Verantwortlichen sinnvoll sind. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass - Entschuldigung für diese drastischen Worte - es einfach eine Schweinerei ist, wenn Menschen ohne Not unters Messer müssen. Ärzte, die so etwas tun, verstoßen in eklatanter Weise gegen den Hippokratischen Eid, sie gefährden das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient. Ärzte sind keine Banker. Ihnen vertrauen Menschen nicht ihr Geld, sondern ihr Leben und ihre Gesundheit an. Bonuszahlungen darf es allenfalls für die Verbesserung der Qualität der ärztlichen Betreuung geben, keinesfalls aber für die Steigerung der Fallzahlen. Begreifen das die Krankenhäuser und Ärzte nicht, muss der Gesetzgeber handeln. Und das schnell.

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