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NRZ: Kommentar zu Rücktritt von Käßmann

Essen (ots)

Schade. Es war absehbar und womöglich notwendig,
dass Margot Käßmann nach ihrer dummen 1,54-Promille-Himmelfahrt 
zurücktrat, schade ist es trotzdem.
Wer Ohren hatte zu hören, hat noch ihre bewegenden Mahn- und 
Trostworte bei der Gedenkandacht für Robert Enke im Herzen. Wir 
erinnern uns gerne  daran, wie sie denen, die nie Fehler machen, ihre
offene Flanke anbot, als ihre Ehe nicht mehr funktionierte. Wie sie 
sich zu ihrem Brustkrebs, ihrer Scheidung und ihrem Scheitern 
bekannte, ohne an Sympathie zu verlieren - eine solche Offenheit, 
Menschlichkeit, einen solchen Mut zum Bekenntnis der eigenen 
Unzulänglichkeit war man in der evangelischen Kirche nicht gewohnt. 
Ganz zu schweigen von der großen Schwesterkirche, die mit der 
Projektion der Unfehlbarkeit auch dann noch weiterlebt, wenn alle 
Indizien dagegen sprechen.
"Ecce homo: Es ist schade, dass Frau Käßmann hinwirft; die 
traditionell als eher nüchtern geltende evangelische Kirche hat nach 
dem Abschied  des blitzgescheiten, aber coolen Wolfgang Huber 
deutlich an Charme gewonnen. Und es hat nicht nur ihrer Kirche 
gutgetan, eine selbstbewusste, mutige, politisch kantenscharfe, dabei
beschreiblich weibliche und überzeugend menschliche Wärme 
ausstrahlende Frau an der Spitze zu haben.
Die Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat als 
eindringliche Stimme ihrer vielstimmigen Kirche, als  unbequemer 
politischer Geist, als Theologin und Seelsorgerin überzeugt. Sie hat 
ihre Kirche,  vielleicht auch den christlichen Glauben attraktiver 
gemacht. Sie hat als Vorbild versagt. So erscheint ihr Rücktritt für 
sie persönlich richtig, für ihre Kirche ist es ein herber Verlust.
Gewiss wird man einen fähigen, engagierten und mit allen Weihwassern 
gewaschenen Nachfolger für sie finden. Das ist so sicher wie das Amen
in der Kirche. Ein Heiliger aber wird auch er nicht sein. Sagte da 
jemand "schade"?

Pressekontakt:

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