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WAZ: Die rechte Revolution frisst ihre Kinder - Kommentar von Lutz Heuken zum Verzicht von AfD-Chefin Frauke Petry

Essen (ots)

Manchmal möchte man den stets aufgeregten Zeitgenossen in ihrem Kampf gegen all das Böse auf der Welt eine alte chinesische Weisheit ans Herz legen: "Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen." Etliche dieser stets aufgeregten Zeitgenossen hatten nämlich bereits das Gespenst einer rechten Revolution in Deutschland an die Wand gemalt; sie sahen die AfD schon an der Regierung. Doch die rechte Revolution frisst längst ihre eigenen Kinder. Wieder einmal. Erfahrene Beobachter hatten das vorhergesehen: Ob Republikaner oder Schillpartei - im unstillbaren Machthunger der Akteure hat sich das nationalistische Lager im Nachkriegs-Deutschland noch stets selbst zerlegt.

Mitleid wird Frauke Petry im innerparteilichen Machtkampf nicht beanspruchen können. Sie selbst hat vor Jahren von rechts Intrigen gegen den damaligen AfD-Chef Bernd Lucke gesponnen - und diesen schließlich gestürzt. Nun wird Petry selbst von ultrarechts angegriffen - und weicht zurück; was zeigt, wie sehr sich die Partei inzwischen ins extremistische Lager bewegt hat. Petry will ihre Partei für Konservative koalitionsfähig machen, will sie eben nicht in der Nazi-Ecke sehen. "Insbesondere ist in der AfD für rassistische, antisemitische, völkische und nationalistische Ideologien kein Platz." Diesen - für demokratische Parteien eigentlich selbstverständlichen - Satz will sie ins Grundsatzprogramm aufnehmen und stößt damit auf den erbitterten Widerstand ihrer extremistischen Widersacher.

Sollten sich Petry und ihre Anhänger tatsächlich aus der AfD-Führung zurückziehen, hätte die Partei endgültig das Deckmäntelchen des Bieder-Bürgerlichen abgestreift. Auf dem Parteitag am Wochenende wird sich zeigen, wie weit die Extremisten schon die Macht in der AfD übernommen haben. Und wie weit die Partei schon ist auf ihrem Weg in die Bedeutungslosigkeit.

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