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WAZ: Opel-Krise - Du sollst nicht (mit Amerikanern) zocken. Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Was eigentlich hat Opel heute noch mit Opel zu tun?
Ohne Bundesregierung und Länder mit Opel-Standorten steckte der 
Autobauer heute mitten in einem Insolvenzverfahren. Was das mit den 
Absatzzahlen gemacht hätte, lässt sich nur vermuten. Nicht wenige 
Experten sagen, dass sich dann die Autos mit dem Blitz wegen der 
Gewährleistungs- und Ersatzteilproblematik nicht mehr verkaufen 
lassen. Jedenfalls, wenn das Verfahren, an dessen Ende ein 
sanierungsfähiges Unternehmen stehen soll, länger als vier oder fünf 
Monate dauert.
Also hat sich die Politik auf den Holzmann-Weg begeben, hat vor 
dem Hintergrund von Wirtschaftskrise und dem Desaster bei der 
Muttergesellschaft GM entschieden, Opel mit Steuergeld eine Brücke in
die Zukunft zu bauen: 1,5 Milliarden Euro als Kredit, um das 
Überleben bis zum Einstieg eines Investors zu sichern; drei 
Milliarden Euro Bürgschaften für den Fall, dass Magna Jobs und 
Standorte weitgehend erhält. Die Bundesregierung hat sich damit 
zugleich mit dem Rücken an die Wand gestellt. Jedem, nicht nur GM, 
auch den Investoren war klar, dass die Politik die Arbeitsplätze 
retten will - zu fast jedem Preis, schließlich herrscht Wahlkampf. 
Die Verhandlungsposition war denkbar schlecht. Da halfen auch die 
mühsamen Versuche von zu Guttenberg nicht, der mit der Insolvenz 
spielte.
Im Gegenteil ging wertvolle Zeit verloren. Zwischenzeitlich hat 
US-Präsident Obama 60 Milliarden Dollar in GM gepumpt, einen 
Aufsichtsrat installiert, der bereit ist, seine Interessen kühl 
durchzusetzen. Der nationale wirtschaftliche Nutzen stand in den USA 
immer ganz vorne an, Marktwirtschaft hin oder her. Und nun sieht man 
sich in der glücklichen Lage, vom deutschen Steuerzahler 1,5 
Milliarden Euro Kredit für die deutsche Tochter erhalten zu haben. Es
wäre naiv zu glauben, die Amerikaner würden einen Moment zögern, 
diesen Vorteil mitzunehmen und Opel nach der Wahl in die Insolvenz zu
schicken. Die Werksstilllegungen, Kündigungen und 
Pensionsverpflichtungen gingen zu Lasten Deutschlands. "Opel neu" 
ginge für kleines Geld zurück an die Stiefmutter GM, die das Elend 
erst verursacht hat - was für ein Szenario!
Die Moral von der Geschicht': Du sollst nicht zocken, schon gar 
nicht mit Amerikanern. Der Ärger der Bundesregierung ist 
verständlich, mehr noch der der Beschäftigten. Schließlich sind die 
Berliner Verhandlungsführer nicht unschuldig an der Lage. Es wird 
sich zeigen, ob Merkel und Steinmeier genug Einfluss haben, den 
Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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