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WAZ: Es gibt keine Insel des Sports. Kommentar von Hans-Josef Justen

Essen (ots)

Vorbei dieses Jahr. Dahin wie ein Lufthauch. Dahin
mit allen kunterbunten Träumen, allen hochgesteckten Hoffnungen, 
allen anspruchsvollen Erwartungen, aus denen nicht immer geworden 
ist, was eigentlich hätte werden sollen.
 Deutschlands nationale Fußball-Auslese nannte den 
Europameisterschafts-Titel als Zielvorgabe, scheiterte jedoch auf 
eher klägliche Weise an Spanien und provozierte später ein teilweise 
unwürdiges innerbetriebliches Gezänk. Und auch das zweite 
Top-Ereignis des sportiven 52-Wochen-Rennens hinterließ keine 
mitreißende Nachhaltigkeit: Die Olympischen Spiele in Peking, mit 
denen China den globalen Freundeskreis erweitern wollte, wurden für 
den unerreichten Sprint-Stern Usain Bolt, für den amerikanischen 
Ausnahme-Schwimmer Michael Phelps, auch für den 
österreichisch-deutschen Gewichtheber Matthias Steiner, für 
Goldgewinner wie Britta Steffen und Britta Heidemann zu emotionalen 
Unvergesslichkeiten.
 Doch Gastgeber China, das Internationale Olympische Komitee und die 
Politik haben den Medaillenspiegel keineswegs auf Hochglanz poliert. 
Zwar ist das Reizthema Tibet vorübergehend sensibilisiert, das 
Problem aber nicht auf Dauer gelöst worden. Im Gegenteil: Nur wenige 
Monate nach weltweiten Aufgeregtheiten, nach forsch formulierten 
Boykottandrohungen gegenüber Peking, ist von Tibet, von chinesischen 
Menschenrechtsverletzungen, vom brutalen Missbrauch der Macht nicht 
mehr die Rede. Olympia war da, aber nur auf Durchreise, und die 
Karawane zieht weiter, ohne markante Spuren zu hinterlassen, die für 
die Welt zu neuen, attraktiven Zielen führen könnten. Und das IOC, 
das in zähen Verhandlungen um kapitale finanzielle Zuwachsraten eine 
erstaunliche Muskelkraft beweist, ist gegenüber China eingeknickt.
 Aber auch China hat in der gläubigen Hoffnung auf den Sport nicht 
profitieren können. Das Sonntagsgesicht der Sommerspiele ist 
verschwunden, der Alltag zeigt sich wieder in seiner zuweilen 
fratzenhaften Grausamkeit. Das ist schade, wirklich jammerschade. 
Aber es ist leider die Wirklichkeit, die sich wohl auch in der Nacht 
von 2008 auf 2009 nicht ändern wird. Denn der Sport lebt nicht auf 
einer Trauminsel dieser Welt, sondern mittendrin.

Pressekontakt:

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Telefon: 0201 / 804-2727
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