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WAZ: Mit Rückwärtsgang in die Zukunft. Kommentar von Hans-Josef Justen

Essen (ots)

Rosen hat er züchten und die Rente genießen wollen.
Hans Meyer schien längst reif für den Ruhestand, als er sich, auch 
schon ein paar Jährchen zurück, von der Gladbacher Borussia 
verabschiedete. Doch dann der Flirt mit der Berliner Hertha, danach 
die Verbandelung mit dem Nürnberger "Club", der gleichfalls mit 
üppigen Euros reizte. Und Meyer ließ sich, das zu seiner Ehre, mit 
Gegenleistungen nicht lumpen: Er holte die Hertha aus dem 
Schlamassel, er warf den Rettungsring für die Franken, die er 
gleichsam per "Beigabe" noch zum Pokalsieg gegen den damaligen 
deutschen Meister VfB Stuttgart lotste. Doch weil sich die Methoden 
des kauzigen Fußballlehrers Hans Meyer offenbar verbraucht hatten, 
wurde eine Trennung mit happigen Folgen fällig: Der Trainer forderte 
Gehaltszahlungen ein, die ein aussagekräftiges Stück vom 
verschwenderischen Finanzgehabe im Profi-Fußball offenbarten. 140 000
Euro sollen es pro Monat gewesen sein - einhundertundvierzigtausend.
Die gerichtlich auszuhandelnde Abfindung schien gleichbedeutend 
zu sein mit Hans Meyers definitivem Abschied von den reichlich 
gefüllten Fleischtöpfen. Aber nun ist er wieder dran. Als 
Hoffnungsträger des vom Wieder-Abstieg bedrohten Wieder-Aufsteigers 
Borussia Mönchengladbach, der ihn sicherlich nicht allein mit dem 
Duft von Rosen be-tört haben wird.
Doch was erwartet die Borussia von Meyer, mit dem sie den 
Rückwärtsgang auf dem Weg in die Zukunft einzulegen scheint? Und 
welchen Schub kann Meyer in diesem Traditionsverein bewirken? Mit 
ulkigen Schrulligkeiten, die nur er allein für witzig und originell 
halten wird, kann er die eigenwilligen Jung-Millionäre wohl kaum auf 
die Beine bringen. Und auch als Sympathie-Gewinnler ist dieser 
überhebliche Schlau-Meyer, der mit Ironie und Zynismus seine 
Mitmenschen irritiert, auch keine sichere Bank.
Dass er dennoch zurückgeholt worden ist, zeugt von der 
Hilflosigkeit der Gladbacher Chef-Etage. Und von ihrem 
unterbelichteten Vertrauen gegenüber der jüngeren, der innovativen 
Trainer-Generation. Selbst von Bökelberg-Größen wie Jupp Heynckes und
Horst Köppel haben sie sich in Gladbach unter anderem deshalb 
verabschiedet, weil sie deren Methoden für antiquiert hielten. Stellt
sich die große Frage, was sie von Meyer erhoffen. Nostalgie allein 
kann es doch nicht sein, weil mit durchaus herrlichen Erinnerungen 
allein keine vernünftige Zukunftsplanung möglich ist.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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