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Berliner Morgenpost: "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde - Leitartikel

Berlin (ots)

Mark Zuckerberg ist US-Amerikaner, 25 Jahre alt,
zumindest auf dem Papier Milliardär und jemand, der gern öffentlich 
in Badelatschen auftritt. Zuckerberg findet, dass der Wunsch nach 
Privatsphäre hier und heute keine soziale Norm mehr ist - und führt 
zum Beweis die eigene Firma an: Facebook, das größte soziale Netzwerk
der Welt. Können sich 400 Millionen Nutzer irren?
Nun, die 400 Millionen Nutzer wissen zumindest nicht unbedingt, auf 
was sie sich da eingelassen haben. Von zehn untersuchten sozialen 
Netzwerken - sieben deutschen, drei amerikanischen - ist laut 
Stiftung Warentest keines ohne Mängel. Das Verdienst der Untersuchung
ist, dass vor allem technische und rechtliche Gefahrenquellen 
detailliert aufgeschlüsselt wurden. Die soziale Komponente aber - 
Netzwerke als gesellschaftliches Phänomen und die tief greifenden 
Veränderungen der Kommunikation - können nur gestreift werden. Das 
lässt sich nicht testen wie ein Passwortschutz.
Und doch ist genau das ein Problem. Im Netz braucht es spezifische 
soziale Fähigkeiten, und die sind teils noch unterentwickelt. Es 
fehlt mitunter die Einsicht: Man ist in sozialen Netzwerken nicht 
unter sich. Im Gegenteil. "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde, 
sondern unter Umständen einfach Menschen, die auch bei einem sozialen
Netzwerk angemeldet sind und das Profilbild interessant fanden. Das 
kann, muss aber nicht harmlos sein.
Trotzdem kann die Konsequenz weder eine massive Regulierung sein noch
Kulturpessimismus, mit dem alles im Zusammenhang mit digitalen Medien
und Internet seit je reichlich bedacht wurde und wird. Die 
Möglichkeiten sozialer Netzwerke, ob Facebook, Twitter, StudiVZ oder 
andere, sind riesig. Niemand kann sie in ihren Konsequenzen heute 
wirklich übersehen, denn die Entwicklung steht noch ganz am Anfang. 
Außerdem sind es vor allem Erwachsene, die sich da tummeln. Und von 
denen sollte man eine gewisse Umsicht verlangen dürfen.
Unter den deutschen Nutzern von Facebook etwa hat die Altersgruppe 
der 25- bis 34-Jährigen den größten Anteil. Und in den ersten beiden 
Monaten des Jahres 2010 ist die Zahl der Facebook-Nutzer, die älter 
sind als 35 Jahre, besonders stark gestiegen. Dennoch: Nach Angaben 
von Facebook sind fast eine Million Nutzer Jugendliche im Alter 
zwischen 13 und 17 Jahren. Aber für deren Wohlergehen, auch im 
Internet, sind letztlich die Eltern mit verantwortlich.
So wie wir gelernt haben, vorsichtig beim Kauf von Gebrauchtwagen zu 
sein, der Werbung zu misstrauen und Lebensmittel nicht allein nach 
der Gestaltung ihrer Verpackung zu beurteilen, müssen wir lernen, 
online vorsichtig zu sein - nicht paranoid, aber mit Bedacht zu 
agieren. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, dass die sozialen 
Netzwerke zusehends mehr gesellschaftliche Lebensbereiche berühren 
werden, dass sich Unternehmen einer Interaktion mit Kunden über 
Netzwerke werden öffnen müssen. Je schneller wir lernen, selbst zu 
überblicken und zu entscheiden, was wir als Teil eines Netzwerks tun 
und was nicht, desto besser.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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