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BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Weihnachten ist die große Zeit für Pro Reli - Kommentar

Berlin (ots)

Ein Selbstläufer, wie von den meisten
Pro-Reli-Sympathisanten wohl vermutet, ist das Volksbegehren für ein 
Wahlpflichtfach Religion an Berlins Schulen nicht. Trotz gut einer 
Million Christen, mehr als 100.000 Muslimen und einer jüdischen 
Gemeinde mit mehr als 10.000 Mitgliedern sind bislang nicht einmal 
die Hälfte der notwendigen 170.000 Stimmen zusammengekommen, um alle 
Berliner ähnlich wie bei der Causa Tempelhof zum Volksentscheid 
aufzurufen. Zu den vielen Missverständnissen rund um die 
Pro-Reli-Kampagne zählt der Irrglaube, die Forderung nach 
Wahlfreiheit zwischen gezieltem Religions- und allgemeinem 
Ethikunterricht sei eine allein christliche. Juden, Muslime und 
weitere Religionsgemeinschaften teilen den Wunsch nach einem eigenen 
Glaubensunterricht unter staatlicher Aufsicht an den Schulen. Denn 
nur wer seine Wurzeln kennt, aus denen sich die Grundwerte für sein 
Leben ableiten, verfügt über einen Kompass zur geistigen wie 
kulturellen Orientierung.
Der vom Senat als allein verpflichtend sanktionierte Ethikunterricht 
leistet diese "Wurzelkunde" nicht. Seine Zielrichtung ist der 
tolerante Umgang in einer multikulturell geprägten Stadt wie Berlin. 
Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Aber wird diesem - 
inhaltlich bedingt - zur Oberflächlichkeit tendierenden Fach ein 
Alleinstellungsmerkmal eingeräumt und das Fach Religion bewusst an 
den Rand gedrückt, dann kommt Ideologie ins Spiel. Religion nur noch 
als freiwilliges Zusatzfach am Ende eines ohnehin überfrachteten 
Schultags kann doch schon mittelfristig nur ein Ziel haben: Religion 
ganz raus aus der Schule.
Dass sich besorgte Eltern dagegen wehren, kommt einem Gebot gleich. 
Auch dass die mehrheitlich atheistische Berliner Linkspartei ex PDS 
keinen Religionsunterricht will, überrascht nicht. Dagegen verwundert
die Verbissenheit, mit der führende Berliner Sozialdemokraten wie 
Parteichef Michael Müller gegen Pro Reli polemisieren. Alles andere 
als freundlich sind auch die Auflagen des Senats, nach denen jeder 
einzelne Unterschriftenstand für Pro Reli in den jeweiligen Bezirken 
beantragt und genehmigt werden muss. Für einen Senat, der sich mehr 
Bürgerbeteiligung auf die Fahne geschrieben hat, ist das höchst 
widersprüchlich. Und auch nicht für alle Genossen akzeptabel. Dieser 
Tage hat sich die dem linken Parteiflügel zugehörende SPD-Vizechefin 
Andrea Nahles für die Wahlfreiheit im Sinne von Pro Reli 
ausgesprochen, und innerhalb der Berliner SPD sympathisieren viele 
Mitglieder des Bündnisses "Aufbruch" mit dem Volksbegehren.
Dem fehlt bislang der emotionale Schwung der Tempelhof-Kampagne. Aber
die Gegner sollten sich nicht zu früh freuen. Die große Zeit von Pro 
Reli kommt erst noch. Weihnachten naht. Die christliche Botschaft 
wird viele bislang Zaudernde beflügeln, sich zum Erhalt der Religion 
in Berlins Schulen zu bekennen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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