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"Gendern ändert nichts" Über geschlechtergerechte Sprache wird hitzig gestritten. Politikpsychologe Thomas Kliche erklärt die Gründe und Auswege aus der Polarisierung.

Halle/MZ (ots)

In der erhitzten Debatte um die so genannte Gendersprache hat sich der Politikpsychologe gegen die Verwendung ausgesprochen. "Gendern ändert nichts", sagte der Professor der Hochschule Magdeburg-Stendal der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagsausgabe). "Zerstörerische Ungleichheit lösen wir nicht durch Formeln auf." Kliche hält die Diskussion um die geschlechtergerechte Sprache für einen "Stellvertreterstreit", bei dem die Energie für die wirklich wichtigen Fragen fehle. Diese seien Umgestaltung der Arbeitswelt, Abbau sozialer Benachteiligung, wirtschaftliche und technische Stagnation.

Die Gendersprache wird auch in Sachsen-Anhalt immer häufiger genutzt. Behörden und Universitäten haben sie längst eingeführt, weitere Institutionen folgen. Doch Doppelpunkt, Unterstrich und Gendersternchen sind umstritten, die Mehrheit der Deutschen ist laut Umfragen gegen ihre Verwendung. Zuletzt hatte der Landrat des Saalekreises geschlechtergerechte Formulierungen in der Verwaltung verboten. Die Behörden in Sachsen-Anhalt finden keine einheitliche Position zum Gendern.

Mit der geschlechtergerechten Sprache sei laut Kliche zwar die gute Absicht verbunden, Verhältnisse zu ändern. Allerdings werde die Chance vertan. "Weil es anonym von selbst ernannten Fachleuten zur Alltagsregel für alle erklärt wird. Mich ärgern die trittbrettfahrenden Tugendwächter, die anderen ohne Argumentation und Risiko Vorschriften machen." Daraus könne leicht eine moralische Erpressung werden. "Man ist immer gezwungen, Stellung zu nehmen. Darauf folgt Widerstand, die Menschen verteidigen die Kontrolle über ihr Lebensumfeld."

Sprache müsse Mittel der Verständigung sein, "damit wir gerechte und vernünftige Wege entwickeln, um zu handeln", so der Politikpsychologe. "Die tiefen Krisen des Jahrhunderts stehen uns noch bevor - etwa der Klimakollaps, seine wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen."

Pressekontakt:

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Marc Rath
Telefon: 0345 565 4200
marc.rath@mz.de

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