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Lausitzer Rundschau: Vor 60 Jahren wurde der Zentralrat der Juden gegründet

Cottbus (ots)

Die 60-jährige Geschichte des Zentralrats der Juden liest sich zunächst wie ein großer Erfolg. Es leben heute über 100000Menschen in Deutschland, die in jüdischen Gemeinden organisiert sind. Und zum Jubiläum ihres bundesweiten Vertretungsorgans wird gefragt, inwieweit es ihnen endlich gelingen mag, sich frei zu machen von der Last der Überlebenden, der Trauer um den Völkermord. Aber auch nach 60Jahren wird dies ein frommer Wunsch bleiben. Jüdisches Leben in Deutschland ist noch auf viele Jahrzehnte geprägt von der Last der Geschichte. Dazu zählt heute nicht nur die Erinnerung an die Schreckenszeit des Nationalsozialismus. Die wenigsten Gemeindemitglieder sind Nachfahren von Geretteten oder Rückkehrern, der weitaus größte Teil besteht aus Zuwanderern aus Osteuropa, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie wiederum bringen ihre eigenen Erfahrungen aus einer Welt mit sich, in der sie offiziell als gleichberechtigte Bürger anerkannt wurden, tatsächlich aber vielfältiger Diskriminierung ausgesetzt waren. Vor 1933 lebte eine halbe Million Menschen in Deutschland, die von den Nationalsozialisten ihrer Vorfahren wegen als Juden eingestuft und damit dem Tode geweiht waren. Wer von ihnen fliehen konnte, hat insbesondere in die USA so manches mitgenommen an deutscher Kultur. Ihr wohl berühmtester Vertreter war Albert Einstein. Aber dieses Erbe ist auch jenseits der großen Namen lebendig und wirksam. Das moderne amerikanische Judentum mit seinen liberalen Gemeinden wäre undenkbar ohne den Einfluss der Einwanderer und Flüchtlinge aus Deutschland. Viele sind allerdings in Israel gelandet. Und selbst die aus der einstigen Sowjetunion kommenden deutschen Juden haben zu diesem Land inzwischen eine besondere Bindung entwickeln können. Wer als nicht-jüdischer Deutscher in der Verantwortung der Geschichte leben will und wenigstens einen Teil der Last mit zu tragen bereit ist, muss deswegen wissen, dass dabei das transatlantische Bündnis, vor allem aber das deutsch-israelische Verhältnis einen besonderen Stellenwert hat. Um dies zu verstehen, besucht man am besten in Jerusalem die "Allee der Gerechten unter den Völkern" - die Erinnerungsstätte an die Menschen, die ihr Leben riskierten, um Juden zu retten. Dort, nur dort in Israel werden 476 Deutsche geehrt, die in der Zeit der Prüfung Heldenmut bewiesen haben. Auch daran hat der Zentralrat seinen Anteil, auch da trägt er einen Teil der Last unserer Geschichte. Und auch deswegen ist ihm zu wünschen, dass er 120 Jahre alt werden möge und dass er Helfer und Freunde findet auf seinem schwierigen Weg.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

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