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Lausitzer Rundschau: Ganz so einfach ist es nicht Die Isländer, die Griechen und die Krise

Cottbus (ots)

Oberflächlich betrachtet erscheint die Sache so:
Wer über seine Verhältnisse lebt, muss eben damit rechnen, dass 
irgendwann das dicke Ende kommt. Sollen Isländer und Griechen, bald 
vielleicht auch Iren, Spanier und Portugiesen, doch die Suppe 
auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben. Indes: Ganz so einfach 
ist es nicht. Was für den Privathaushalt stimmt, muss noch lange 
nicht richtig sein, wenn es um Volks- und Weltwirtschaft geht, wo 
vieles mit vielem zusammenhängt. Beispiel Island: Dort hat es die 
Bevölkerung gerade mit einer Mehrheit von 93Prozent 
kategorisch abgelehnt, für von der privaten Pleite-Bank Icesave 
verursachte Schulden in Höhe von 3,8 Milliarden Euro in 
Großbritannien und den Niederlanden zu haften. Das ist 
nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie die Situation überhaupt 
entstanden ist: Die drei größten (Privat-)Banken des Landes hatten 
sich mit riskanten internationalen Kreditgeschäften derart 
verspekuliert, dass sie im Jahre 2008 verstaatlicht werden mussten, 
um einen Staatsbankrott zu verhindern. Durch diesen alternativlosen 
Schritt aber übernahm der isländische Staat automatisch die 
Verpflichtung zur Rückzahlung von Spareinlagen an jene britischen und
niederländischen Bürger, die sich von der Aussicht auf traumhafte 
Renditen hatten anlocken lassen. Das aber bedeutet: Nicht Anleger 
oder Banker zahlen die Zeche, sondern der isländische Steuerzahler. 
Kein Wunder, dass der sich sträubt - entspricht der Betrag doch mehr 
als einem Drittel von Islands jährlicher Wirtschaftsleistung. Wie das
Land in absehbarer Zeit wieder Boden unter den Füßen bekommen soll, 
wenn London und Den Haag ihre rechtlich unbestreitbaren Ansprüche 
durchsetzen, ist nicht ersichtlich.
Beispiel Griechenland: Für die schwierige Situation des Landes gibt 
es eine Reihe von Gründen. Neben Korruption und niedriger Steuermoral
gehört dazu auch die geringe Wettbewerbsfähigkeit. Aber wer zu Recht 
kritisiert, dass die Griechen - ebenso wie Spanier oder US-Amerikaner
- mehr Geld ausgegeben haben, als sie hatten, der sollte fairerweise 
zugleich sagen, wer davon - auch - profitiert hat: Die auf den Export
orientierte deutsche Wirtschaft, die sich durch die Lohnzurückhaltung
der vergangenen Jahre massive Vorteile im internationalen Wettbewerb 
sichern konnte. Und wer nun, mitten in die Rezession hinein, von 
Athen einen radikalen Sparkurs fordert, der muss erklären, wie der 
Gefahr einer Abwärtsspirale begegnet werden soll, die niemandem nützt
und allen schadet. Und wie endlich jenen Spekulanten das Handwerk 
gelegt werden kann, die wahlweise gegen den Euro, das britische Pfund
oder die Zukunft einzelner EU-Staaten wetten.
Andernfalls drohen dramatische Folgen: Viele Isländer denken an 
Auswanderung, die Insel im Nordatlantik droht auszubluten. Auch in 
Griechenland könnten sich gerade junge Leute gezwungen sehen, ihr 
Glück fern der Heimat zu versuchen. Zudem drohen soziale Unruhen: 
Einer gerade veröffentlichten Umfrage zufolge halten fast 
90Prozent der griechischen Bevölkerung diese Gefahr für ganz 
real. Die Krise wird mehr und mehr spürbar in Europa.

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