Alle Storys
Folgen
Keine Story von Lausitzer Rundschau mehr verpassen.

Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Flucht nach vorn Das Ende der Großen Koalition in Schleswig-Holstein

Cottbus (ots)

Dass die zwei nicht miteinander konnten, war schon
lange klar. Aber der Bruch der Großen Koalition in Schleswig-Holstein
ist mehr als nur der Höhepunkt einer persönlichen Fehde zwischen 
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) 
und dem SPD-Landes- und Fraktionschef Ralf Stegner. Hintergrund ist 
der Skandal um die 2003 aus einer Fusion der Hamburgischen Landesbank
mit der Landesbank Schleswig-Holstein entstandenen HSH Nordbank. 
Kürzlich wurde bekannt, dass deren Chef Jens Nonnenmacher einen 
2,9-Millionen-Bonus erhält, obwohl die schwer angeschlagene 
Landesbank mit Staatshilfen gerettet werden musste. Die Empörung 
schlug Wellen, die Frage nach der politischen Verantwortung stellte 
sich. Sicher ist: Carstensen hat der umstrittenen Zuwendung als 
Regierungschef zugestimmt - und fühlt sich nun von der SPD zum 
alleinigen Sündenbock ge8stem8pelt, obwohl in der Koalition in dieser
Frage doch Einvernehmen geherrscht habe. Tatsächlich hat sich die 
Darstellung der Sozialdemokraten in kürzester Zeit deutlich 
verändert: Erst hieß es, man sei über die Entscheidung gar nicht 
informiert gewesen. Dann nur noch: Man habe sie zwar gekannt, aber 
nicht mitgetragen. Angesichts derartiger Gedächtnislücken ist der 
Vorwurf Carstensens, der Koalitionspartner habe ihn bewusst allein im
Regen stehen lassen wollen, durchaus glaubwürdig. Vertrauensvolle 
Zusammenarbeit sieht anders aus. Auf der anderen Seite hat Carstensen
allen Grund, von seiner Rolle in Sachen HSH Nordbank abzulenken. 
Schwere Versäumnisse hatte ihm schon sein Ende März aus Protest 
zurückgetretener Ex-Wirtschaftsminister Werner Marnette vorgeworfen, 
ein Christdemokrat übrigens. Und FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, 
nun möglicher Koalitionspartner, konstatierte im April: 
"Dilettantischer als bei der HSH Nordbank wurde in keiner Landesbank 
agiert." Carstensen habe bewiesen, "dass er nicht Herr der Krise 
ist". Damit werde er "für die CDU und die Kanzlerin zunehmend zum 
Problem".
Mit dem Koalitionsaus und möglichen Neuwahlen noch in diesem Jahr hat
Carstensen nun die Flucht nach vorn angetreten. Der 27. September als
Wahltermin hat aus seiner Sicht zwei Vorteile: Zum einen kann der 
Untersuchungsausschuss des Landtages zur HSH Nordbank bis dahin noch 
keine, den Regierungschef möglicherweise belastenden, Ergebnisse 
präsentieren. Zum anderen hofft der geschwächte Carstensen offenbar 
auf einen landespolitischen Erfolg im Sog der Bundes-CDU mit ihrer 
Kanzlerin Angela Merkel.
Politisches Kalkül also, bei der CDU ebenso wie bei der SPD. Für 
beide gilt das alte Goethe-Wort: Man erkennt die Absicht und ist 
verstimmt.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Lausitzer Rundschau
Weitere Storys: Lausitzer Rundschau
  • 15.07.2009 – 20:24

    Lausitzer Rundschau: Auf der Jagd nach einem Ferien-Euro Reinschnuppern erwünscht

    Cottbus (ots) - In der Lausitz sind die Ferienjobs rar geworden. Kein Wunder bei der Arbeitsmarktlage. Kein Wunder in Zeiten von Firmenpleiten, Kurzarbeit, Minijobs und Überlebenskämpfen. Kein Wunder? Sicher: Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen ist derzeit angespannt. Den einen fehlt das Geld, den ...

  • 15.07.2009 – 20:22

    Lausitzer Rundschau: Energieregion GmbH will Lausitzer Kräfte bündeln Pioniere voran

    Cottbus (ots) - Die Geburtswehen hat die Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH überstanden, jetzt müssen die fünf Eltern beweisen, dass sie ihr jüngstes Kind groß bekommen. Markige Sprüche à la "Potsdam wird die Lausitz wahrnehmen müssen" zeugen zwar von jeder Menge Optimismus. Erreicht ist damit jedoch noch gar nichts. Denn in Potsdam, Berlin oder ...

  • 15.07.2009 – 20:21

    Lausitzer Rundschau: Die soziale Sicherung in Deutschland Stark und reformbedürftig

    Cottbus (ots) - Es ist lange her, dass der Sozialstaat noch als "kollektiver Freizeitpark" (Altkanzler Helmut Kohl) oder "soziale Hängematte" verunglimpft werden konnte. Das hat natürlich mit den scharfen Korrekturen zu tun, die zunächst der damalige Kanzler Gerhard Schröder mit der Agenda.2010 und dann die Große Koalition mit der Rente mit 67 vornahmen. ...